Dienstag, 19. Februar 2013


Für den, dessen Leben sich dem Ende zuneigt, ist es ein Gebot der Empfindungen, die durch diesen seinen Organismus gegangen sind, so viel ihm möglich ist zu sammeln. Nur wenigen wird es gelingen, auf diese Art ein Meisterwerk zu schaffen wie z.B. Rousseau, Stendhal, Proust oder Kafka,  aber alle müssten solcher Art etwas aufbewahren können, was ohne diese leichte Anstrengung für immer verloren gehen würde.
Ein Tagebuch führen oder in einem bestimmten Alter seine Erinnerungen schreiben, müsste von Staats wegen verordnet sein: Der Stoff, der sich nach drei, vier Generationen aufgehäuft hätte, würde einen unschätzbaren Wert darstellen. Viele psychologische und historische Probleme, die die Menschheit peinigen würden sich lösen.
Es gibt keine Erinnerungen, mögen sie auch von unbedeutenden Persönlichkeiten geschrieben sein, die nicht gesellschaftliche und geradezu malerische Werte ersten Ranges enthielten.

-Frei nach Guiseppe Tomasi di Lampedusa und Ernst Ginsberg, Abschied-

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