Sonntag, 1. November 2015

DANZIG - RIGA TEIL 2

Der Alkohol gehörte zum Krieg. Fast alle soffen. Das ausgiebige Feiern lenkte ab, vom
  Krieg und der vielen Arbeit. Wir waren immer todmüde. Und jede Woche klapperten wir die Häfen bis Riga ab. Auf Ausguck, auf dem Peildeck schlief ich im Stehen ein. Der II. weckte mich mit einer Pütz Wasser. Er hielt gerne sein Pausenschläfchen, auf der Flaggenkiste sitzend. "Ich will mit dem Dampfer mal ein Stück mitfahren," war sein Spruch. Es klappte nur bei ruhiger See. Wenn´s schaukelte, drohte er von der Kiste zu fallen. Jerzy und ich mussten den Kahn auf Kurs halten, und nicht zuviel versteuern. Der erste Blick des II. ging, wenn er seine Pause beendet hatte, achteraus. Wieviel haben die versteuert? Der konstante Kurs war doppelt wichtig, da oft, wegen der Angriffe, alle Leuchtfeuer gelöscht waren. Es war eine elende Schipperei. Es gab keine Kurspeilhilfe, um uns nicht orten zu können. Der II. : "Lass´uns mal die Tiefe messen." Er wusste, wo die jeweiligen Tiefen waren, wollte aber eine Bestätigung. Heute ist das keine grosse Prozedur. Damals schmiss man dafür eine kleine Bombe aussenbords. Die Stärke des  Rückschalls vom Grund konnte man auf der Brücke auf dem Echolot ablesen. Ich schmiss. Es knallte viel zu schnell und sehr laut. Wir hatten vergessen, dass die Gangway wegen der vielen Häfen, zur Zeitersparniss, abgeklappt blieb.Sie bremste die Bombe. Der Knall genügte, es war Krieg, um den ganzen Dampfer in Aufruhr zu versetzen. Als erster kam der Alte aus seiner Bude geschossen. Ein Kapitän in Unterhose ( ohne vier goldene Streifen ), war ein wunderlicher Anblick. Der II. musste übers Sprachrohr die Maschinenleute beruhigen. Jerzy und ich liefen durchs ganze Schiff, und klärten die verängstigten Passagiere auf. Zurück auf der Brücke, wie konnte es anders sein, musste auf den Schreck erst einmal ein Schluck genommen werden. In Unterhosen :"Der Seemann an Bord, das bin ich!" Ein Glas für mich, nicht zu klein, stand auf dem Kompass. Der Krieg verdarb die guten Sitten.


Urlaub
Nach einiger Zeit des Auf und Abs an der Ostseeküste, wurde unser Schiff in Danzig für die Lazarettfahrt ausgerüstet. Aussenbords und an den Schornstein kam das "Rote Kreuz". Sanitäter und Krankenschwestern kamen an Bord. Letztere, jung und nett, wurden im Salon von unseren hohen Herren hofiert. Eine der Schwestern, eine stramme Deern, knallte, kaum an Bord, ihr Gepäck auf die Luke und verkündete :"Ich mache einen Landgang." Zwei Stunden genügten. Vergnügt und mit bester Laune tauchte sie wieder auf. Ihr erstes Opfer, das sie "liebevoll" in den Arm nahm, war unser Bootsmann, der ihr körperlich weit unterlegen war. Es erinnerte an einen Ringkampf. Die Dame brauchte ihr Gepäck gar nicht erst auszupacken. Ihre Seefahrt endete schon vor dem ersten Ablegen. Mit den Ärzten wurde um die Wette gesoffen. Natürlich gewannen die Seeleute. Allen voran Hans Neuss. Er soff wie ein Loch. Ich machte bei diesem Zeitvertreib nicht mit. Mit meiner Vorliebe für Likör, wäre ich nicht weit gekommen. Und obwohl ich immer wieder mal "trainierte", vertrug ich nicht viel.
Wir liefen direkt, ohne Passagiere, nach Riga. Endlich mal keine Häfenabklapperei.
In Riga kam das Grauen an Bord, Kriegsversehrte mit fehlenden Gliedmaßen und grauen Gesichtern, von Sumpffieber gezeichnet. Am bedauernswertesten waren die ganz in Mullbinden Verpackten. Draussen war schwere See. Die Einbeinigen mussten gestützt werden. Alle, auch das Pflegepersonal waren seekrank. Die Verbände wurden kaum noch gewechselt. Der I. Steward hatte Bedenken, dass er den Geruch von Erbrochenem , Blut und Eiter je wieder aus den Kabinen bekäme.
Für mich war das zuviel. Beim Ausguck auf der Back, fasste ich einen grossen Entschluss. Nach der Wache ging ich zum Alten. "Meinen ersten und einzigen Urlaub, habe ich am 9. September ´39 beantragt. Leider kam ein "kurzer" Krieg dazwischen. Jetzt haben wir 1942, es wird Zeit für mich." Wie es die Art des Alten war :"Reisende soll man nicht aufhalten. Hau´ab, bleib´ vier Wochen."
Zuerst fuhr ich nach Kiel zu den Eltern. Mir war langweilig. Alle Bekannten waren auf "Weltreise", von Norwegen bis Afrika, bis zum "Leben, wie Gott in Frankreich". In Russland freute man sich, bald im Kreml zu sein. Vater arbeitete bei der Offizierskleiderkasse, Mutter hatte sich im Marineverpflegungsamt eingerichtet. "Geniesse den Krieg, der Frieden wird schrecklich".
Meine nächste Station war bei den Grosseltern in Bremerhaven. Grossvater war pensioniert, und zog sich die meiste Zeit in seinen Schrebergarten zurück. Man saß wegen Fliegeralarm schon öfter mal im Keller. Grossvater :"Gott strafe England!" Erschrocken entschuldigte er sich sofort. Wir hatten eine englische Mitbewohnerin, die ein Fischersmann, vor dem Krieg, aus Hull mit gebracht hatte. Noch waren es nur überfliegende Verbände. Schäden gab es noch nicht, fast noch nicht. Bei Kriegsbeginn hatte sich eine Bombe nach Bremerhaven verirrt. Wohl ein Notabwurf, um mit verringertem Gewicht noch nach England zurück zu kommen. Das erste Bombenopfer in Bremerhaven war der alte John Gaugk, ironischerweise einer mit echt englischem Namen, und der grösste Kommunist im Ort.
Auch in Bremerhaven, kaum Freunde, kaum Bekannte. Viele hatten sich freiwillig gemeldet. Einen Schufreund traf ich. Ihm hatten sie den Arm steif geschossen. Aber er war zufrieden. Ich war verwundert. Er freute sich, jetzt studieren zu können. Die Welt war rundherum aus den Fugen geraten. Ich hatte auf den verschiedenen Schiffen kaum etwas davon mit bekommen. Ich sehnte mich nach der relativ heilen Welt bei der Seefahrt zurück.
Kalli -  Karl Krause, ein alter Freund vom Segelklub - mein Jahrgang - hatte seinen Einberufungsbefehl schon in der Tasche. Er suchte für einen letzten Segeltörn, einer kleinen Regatta auf der Weser bis nach Vegesack, einen Vorschootmann. Zu dritt, Hans Bäuerle war dabei, schipperten wir los. Trotz des Windes litten wir unter dem Fischgeruch, den Hans meist aus strömte. Er war Lehrling in einem Lebensmittelladen gegenüber der Gaststätte "Drei Kaiser" in der Keilstrasse. Hans war nicht der fleissigste und musste zu Strafe oft in den Keller, um die eingelegten Heringe umzupacken. Auf dem Rückweg hatten wir beim Kreuzen einen Mastbruch. Mit dem "Holzmotor", also rudernd, fuhren wir nach Vegesack zurück. Mit der Reichsbahn traten wir die Heimreise an. Hans versteckte sich die ganze Fahrt über auf der Toilette, weil wir ihm gesagt hatten, wir hätten kein Geld und würden schwarz fahren. Im Herbst wurde Kalli Soldat. Ich sah ihn erst nach dem Krieg wieder. 
Ich wurde gedängt, mir Lebensmittelkarten, zu holen. Nötig hatte ich sie nicht. Mutter hatte mich ( sie saß im richtigen Amt ), mit genügend Reisemarken versorgt. "Frag´ nie, nach dem Woher!" Und bei Freunden gab es immer einen Hering mit Bratkartoffeln. In Tran, vornehm "Fischöl" gebraten, waren sie zwar gewöhnungsbedürftig, aber in der Kriegszeit ein Schatz. "Hol´die Marken," hiess es, "Oma kann sie gebrauchen." Ich ging zum enprechenden Amt. Aber in Bremerhaven stand ich nicht mehr auf der Meldeliste. Also gab´s auch keine Karten. Ich gab Grossmutter meine letzten Reisemarken und verschenkte meine letzten Urlaubstage, an wen auch immer. Ich wollte zurück in meine enge, heile Seefahrtswelt. Dort fühlte ich mich zu Hause, dort waren meine Freunde.


Soldbuch und Wehrpass
Ich wurde mit "Hallo" empfangen. Wilhelm, mein Partner an der Spring :"Du hast mir gefehlt." Die Geschichte von meinem Ersatzmann musste ich mir ein paar Mal anhören. Mit Emil, einem Leichtmatrosen, hatte Wilhelm beim Festmachen seine Last gehabt. Beim An- und Ablegen waren auf dem Vorschiff nur zwei Mann und ein Offizier, und der fehlte oft. Die Winsch war nicht besetzt, man liess sie laufen. Die Geschichte, die Wilhelm erzählte, schmückte er bei jeder Wiederholung mehr aus. Beim Einlaufen in Libau war der Draht an Land fest. Die Fahrt war aus dem Schiff. Wilhelm stand, damit das Schiff den Draht nicht mit nahm, darauf. Emil versuchte, den Draht auf die Winsch zu bekommen. Nur, die Winsch drehte vorwärts. Der Draht kam Emil immer entgegen. "Emil, von unten auflegen!" schrie Wilhelm:" Oder betätige die Umsteuerung!" Die Brücke schrie beides. Die Umsteuerung hätte die Winsch rückwärts laufen lassen. Emil befolgte beide Befehle, die sich aber natürlich gegenseitig aus schlossen. Der Draht wollte wieder nicht auf den Winschenkopf. Der Offizier musste runter, um die Sache zu bereinigen. Und das alles ohne Schlepperhilfe. Emil hiess von da an nur noch :"Umsteuerungs - Emil". Ich war wieder in meiner kleinen, normalen Welt. Aber nicht lange!
Ein Feldwebel, ein so genannter "Kettenhund" und zwei Mann mit Gewehr, kamen an Bord. Ich sollte verhaftet werden. Unser Alter hörte sich das an. Es war die Rede von Wehrkraftzersetzung, Entziehung von der Musterungspflicht, vielleicht auch Fahnenflucht. Ich hatte den Käpt´n noch nie so wütend gesehen. Die Soldateska, wohl auch wegen seiner vier Ärmelstreifen, stand stramm. "Ihre Dienststelle soll mir das schriftlich mitteilen!" Der Brief kam prompt. Er enthielt eine Strafandrohung wegen Fernbleibens von der Musterung, sowie ein Datum zur Nachmusterung. Eine Aufforderung zur Musterung hatte ich aber nie erhalten. Vielleicht, weil ich weder in Bremerhaven, noch sonst irgendwo gemeldet war. Hatte mein Nachfragen nach Lebensmittelkarten in Bremerhaven den Stein ins Rollen gebracht? Bei der Nachmusterung in einer vornehmen Villa in Danzig - Oliva wurde ich erst einmal, wie man so sagt, zusammen geschissen. "Der Jahrgang wurde auch in den Zeitungen aufgerufen!" Wie sollte ich das wissen, wo ich doch so selten an Zeitungen kam. Das ganze war ein schlechtes Schauspiel. Wir waren für das Musterungskomitee alles Verbrecher, die dem Führer den Dienst verweigern wollten. Bevor sie uns nackt durch die Villa scheuchten, fiel ihnen meine blaue Marineturnhose auf. Das schien ihnen verdächtig, sie wollten genau wissen, woher ich die hatte. Die Offizierskleiderkasse in Kiel wollte ich, wegen Mutter, nicht erwähnen. Sie begnügten sich, vielleicht auch mit Respekt, mit meiner Aussage, dass Vater bei der 7. U - Boot - Flotille sei. Sie wurden etwas freundlicher zu mir. Die anderen blieben für sie Gesindel. Einige kamen auch wohl aus dem Knast, andere aus der Irrenanstalt :"Alles bloss Simulanten!" Am Ende waren wir alle k.v. - kriegsverwendungsfähig - . Ich bekam einen Wehrpass, und ein Soldbuch. Von Strafe war keine Rede mehr.

   Danzig - Oliva  (Aus "Danzig u. seine Seebäder")

Ich war der einzige, der an Bord einen Wehrpass hatte. Ich packte ihn in meinen Spind, wo er lag, bis ich in Riga eine neue Nahrungsquelle entdeckte: Das Offizierskasino! Standardmenue waren Spaghetti mit Fleischklösschen. Die Wache am Tor, lettische Wehrmachtssoldaten, wollten mich Zivilisten nicht hinein lassen. Der UvD hatte, nachdem wir eine Zigarette geraucht hatten, keine Bedenken und die Macht. Bei weiteren Besuchen nahm ich zur Überzeugung der lettischen Kameraden meinen Wehrpass mit.
Eines Tages traff ich an meinem Tisch auf einen "Raupenträger". Meine Kenntnisse über militärische Ränge endete beim Hauptmann mit zwei Sternen auf den Schulterstücken. Die, mit den geflochtenen Bändern, den "Raupen, mochten Majore, oder Oberste sein.Er druckste herum :"Gestatten Sie, das ich Sie einer Zigarette beraube?" Meine Zigaretten, die auf dem Tisch lagen, waren von einer Qualität, die er lange vermisst hatte. "Wir rauchen hier nur noch Machorka. Darf ich mich erkenntlich zeigen?" Eine Flasche französischen Beuteweins zu fünfzig Pfennig kam auf den Tisch. Er stellte sich vor :"Marseille" , und er hätte Grund, zu feiern. Ein Verwandter hatte zum Ritterkreuz Schwerter, Diamanten oder Eichenlaub bekommen. Ich weiss es nicht mehr genau. Ich feierte also in Riga die lang ersehnte Erfüllung eines Wunsches, zu den "Halsschmerzen", wie das Ritterkreuz auch genannt wurde, noch eine Verzierung zu bekommen.
Ich überliess ihm zum Abschied meine Zigaretten.

Immer was los
In Danzig - Neufahrwasser spielte Gottfried in der Gaststätte "Zur Hütte" auf einem verstimmten Klavier. Ein Koch von der "Steuben", die hier lag, feierte seine Hochzeit. Acht Tage dauerte das Fest. Jedermann war eingeladen. Es waren auffällig viele Damen aus dem Rotlichtmilieu anwesend. War das Buffet won den Massen leer geräumt worden, gab es Nachschub von der Steuben. Wir wurden von Gottfried mit dem Lieblingslied der Braut: "Wenn die Sonne hinter den Dächern versinkt" von Camilla Horn, dauerberieselt. Später hörte man, dass der Koch, als er wieder nüchtern war, sich hatte scheiden lassen. Als ich ihn nach dem Krieg in Bremerhaven wieder traf, war er wieder verheiratet und hatte Familie. "Heinz, erzähl´bloss nichts von meiner Eskapade in Danzig. Hier weiß keiner davon."

Sommer, Sonne und alles relativ friedlich; die Ostsee spiegelglatt und eine Luft, die die Nase umschmeichelte. 12-4 Tageswache, Mittagszeit. Ruhe im Schiff, auf dem Vordeck einige sonnenhungrige Passagierinnen. Hans, der II. :"Die würde ich auch nicht von der Bettkante schubsen!" Jerzy stand am Ruder, wir dösen vor uns hin: Hans auf der Steuerbordnock, ich auf Backbord. Nock ist das, was Landratten einen Balkon nennen würden. Plötzlich, hundert Meter vor uns ein Fischkutter im toten Winkel des Vorschiffs, man sah ihn nur seitlich von der Nock aus! Ich in die Brücke, schrie :"Jerzy! Hart Backbord!" Jerzy guckte mich verdutzt an. Ich griff ins Ruder. Wann reagierte der Kahn? Endlich! Der II., die Ruhe selbst :"Jetzt wieder hart Steuerbord, sonst erwischen wir ihn mit dem Arsch." Das war gerade noch mal gut gegangen. Der II. :"Wieso die Aufregung? Der ist aus Holz, wir sind aus Eisen." Der abrupte Kurswechsel hatte den Alten im Mittagsschlaf gestört. "Was war los?" "Ach, da ist uns bloss einer in die Quere gekommen." Für die Sonnenanbeter war es eine spannende Abwechslung.

Es war immer irgendwas los. Auf Revierfahrt, den langen Törn von Riga die Daugav hinunter, sollte der Lotse mal verwöhnt werden. Im Krieg ging das am besten mit Schnaps. Der lettische Lotse liess sich nicht lange bitten. Der Alte öffnete seinen "Giftschrank". Ich stand am Ruder und bekam auch mein Glas. Jerzy musste aus der Kombüse Brot holen. Der Lotse wollte, wie im Osten üblich, seinen Schnaps nur in Verbindung mit etwas zu essen trinken. Hein Bremer hätte gesagt :"Das is hier Usus." Der Krieg war "Usus". Der Alkohol war "Usus".
Die "Stoffbeschaffung" kostete immer viel Energie. In Riga bekamen wir einmal eine seltene Ladung: hochprozentigen, russischen Wodka in kleinen, ca. Halbliterflaschen; wahrscheinlich Beuteware. Mein Ladungsoffizier war Hans :"Lös´mal einen der Letten an der Winsch ab. Er soll mal Pause machen. Das war der Hinweis für meinen Einsatz. Es dauerte nicht lange, und - Ach, wie ungeschickt! -  setzte ich einen Hief auf die Lukenkante. Das ging nicht ohne Bruch ab. Der zweite Lette an der Winsch grinste. Der Ladungsoffizier tat seine Pflicht und registrierte den Schaden. "Ist ja versichert." Die beiden Letten, die Gesichter strahlten, bekamen eine Flasche. Ich stopfte mir noch vorsorglich in jeden Gummistiefel eine Flasche. Die Korken waren keine, sondern kriegsbedingt Pappstopfen. Bald stand ich mit einem Fuß in Wodka. Ich rettete so viel wie möglich davon, indem ich auch meine Wollsocke auswrang. In Danzig verschwand er dann unter grossen Hallo im "Pot of Pi".
Wir hatten Werftzeit in Riga. Alle Ritzen wurden verstopft. Tod den Kakerlaken! Wir schliefen im Hotel. Allgemeine Meinung: Gute Gelegenheit, mal wieder ins Kino zu gehen. Ich hatte ewig keinen Film mehr gesehen. Es lief irgendetwas mit Heinz Rühmann. Ich, was Wunder, schlief ein. Rühmann sang :"Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern,..."

Was mich Seemann erschüttern konnte, war der Gedanke an den Zahnarzt.
 Ein Zahn machte mir Ärger. Vor Beginn meiner Lehrzeit hatte ich zum Zahnarzt gemusst. Ich hatte panische Angst. Der junge Anfänger hatte es nach etlichen Klimmzügen auf gegeben, mir einen Backenzahn zu ziehen. "Wir machen eine Wurzelbehandlung." Dieser Zahn meldete sich jetzt wieder. Es war gar nicht so leicht, in Danzig einen Arzt zu finden. Die meisten waren an der Front, zur Versorgung der Soldaten. Ich fand mich in einem "plüschigem" Wartezimmer wieder, die Wände voller Urkunden. Der Zahnarzt war im vorigen Jahrhundert ein grosser Sportler gewesen. Er musste so um die Achtzig sein. Dass ich der einzige Patient war, verstärkte mein mulmiges Gefühl noch. "Bitte sehr!" Ein kleines Männchen bat mich auf einen mittelalterlichen Folterstuhl. Ich dachte an die Klimmzüge. Ob mit, oder ohne Betäubung, ich weiß es nicht, zack! war der Zahn  raus. Mit noch weichen Knien, aber erleichtert kam ich zurück aufs Schiff.

Die nächtlichen, sommerlichen Wachen waren immer ein Erlebnis. Hans war einer meiner grossen Lehrmeister. Ich erfuhr viel über den Sternenhimmel. Spannend war auch die Seekarte, die flach auf dem Tisch liegt, während die Erde rund ist. Mit dem Funkpeiler konnte man fremde Musik empfangen. Einen Funker gab es nicht an Bord. Wozu auch, es durfte sowieso nicht gefunkt werden. Jerzy hatte an all dem überhaupt kein Interesse. Andauernd gab es Schwierigkeiten durch den Ausfall der Landfeuer oder durch Fliegeralarm, obwohl kein Flugzeug auftauchte.
Mein Vater drängte. Er hatte das Geld für die Steuermannsschule liegen. Sie lag ganz in der Nähe, in Gotenhafen, dem polnischen Gdynia. Der II. meinte, ich solle bis nach dem Krieg warten. Den Satz: "Weihnachten ist der Krieg aus", hörte man immer seltener.
Wir bekamen vom Krieg selbst nicht viel mit. Doch er musste irgendwo stattfinden. Wir holten wieder Verwundete aus Riga.Dort wurden auch riesige Mengen an Kriegsbeute ein geschifft. Wir lachten über Geschütze mit Ackerwagenrädern. Kannten wir doch die modernen gummibereiften Geschütze. Man klärte uns darüber auf, dass die hohen, breiten Ackerwagenräder im russischen Matsch besser geeignet waren.
Gefangene maschierten im Hafen, zu verschiedenen Arbeitseinsätzen vorbei. Sie sprachen nicht russisch, sondern deutsch. Was das für Leute waren, darüber machte sich keiner Gedanken.


Im Konvoi
Gedanken machte sich aber die oberste Heeresleitung. Vom Krieg war nichts zu sehen, aber wir mussten im Konvoi fahren. Die Wache wurde durch einen III. Offizier verstärkt. Der Alte kam nicht mehr von der Brücke. Der II. saß nicht mehr, um "ein Stück mit zu fahren", auf der Flaggenkiste. Es gab eine grosse Debatte darüber, wie nahe die Schiffe sich im Geleit kommen dürften, ohne in den Sog zu geraten.
Das Lampenmorsealphabet musste aufgefrischt werden. Die Geleitschutzsicherungsboote, ehemalige Fischdampfer und KFK - Kriegsfischkutter - hatten es sehr wichtig mit ihrer Morserei. Kommandant an Kommandant :"Brake, schliessen Sie auf !", oder :"Fallen Sie zurück !" durch das Sprachrohr an Maschine :"Zwei Umdrehungen mehr, zwei Umdrehungen weniger."
Die ganze Morserei musste, obwohl sie nicht immer uns betraf, natürlich immer mit gelesen werden. Wir wussten ja nie, wann eine Nachricht für uns dabei war. So hörten wir auch die internen Informationen. Bei schwerer See einmal :"Unsere Wasserbomben haben sich los gerissen. Man konnte sich vorstellen, dass es für die Besatzung kein Vergnügen war, Die losen Dinger an Deck zu haben.
Obwohl für uns die Navigation entfiel, wir mussten nur hinter her trotteln, bestand der Alte aufs Kursabstecken. "Was ist," so seine Überlegung,"wenn sich bei einem Angriff der Konvoi auflöst? Ich will dann den richtigen Kurs haben - Der Seemann an Bord, das bin ich!" Es wurde auch darüber diskutiert, welches die beste Position im Konvoi wäre. Eine Aussenposition wäre bequemer und sicherer. Man hätte nur Einen an der Seite, und könnte bei einem Fliegerangriff ausscheren. Andererseits wäre man bei einem U-Bootangriff am gefährdesten.
Da wir Riga direkt anliefen, die Zwischenhäfen ausliessen, konnten wir auf Freiwache endlich mal wieder durchschlafen. Einige vermissten in Pillau die Pause, um in der "Ilskefalle", der Kneipe an der Abfertigungshalle ein schnelles Bierrunter zu kippen.
          Irgendwann schien sich die Lage beruhigt zu haben. Es kam ein Befehl der obersten Heeresleitung. Wir fuhren wieder solo, ohne Konvoi. Die Gefahr schien gebannt. Täglich leierte der Wehrmachtsbericht :"Leningrad ist eingeschlossen, unsere tapferen Truppen stehen vor Moskau." "Vielleicht sind wir doch Weihnachten wieder zu Hause. Und in St. Martha sind die Bananen schon überreif. Die Mädchen dort warten wohl auch schon sehnsüchtig auf ihre Flasche "Koibri". "Kolibri" war die große, billige Flasche Parfum vom Zollfreilager. Sie garantierte in vielen Häfen "Eine Nacht voller Seligkeit".
Das Leben ging wieder seinen gewohnten Gang. Wir gondelten über die Dörfer - Pillau, Memel, Libau - Endstation: Riga. In Danzig wurde der "Pott off Pi" trotz Versorgungsschwierigkeiten weiterhin gefüllt, und wir streiften wieder durchs Nachtleben. "Cafe´ Langfuhr" in der Adolf-Hitler-Gasse war jetzt fest in Marinehand und musste ausgelassen werden. Wir Zivilisten hatten keine Chance. Die Damen standen auf Uniform, aber nur von der Marine. Es half auch kein Ritterkreuz.


Seifenstein
Ein Wort geisterte durch das Schiff :"Seifenstein". Ich wusste nicht, was das war, und wofür man ihn verwendet. Durch fragen erfuhr ich, dass man für diesen "Pfennigartikel", der in Danziger Apotheken und Drogerien gekauft wurde, in Lettland hohe Preise erzielen konnte. Aber warum? Aus Seifenstein und viel Fett wurde Seife hergestellt. Brauchte man in Lettland soviel Seife? Es ging das Gerücht um, es fände Verwendung bei der Herstellung von Sprengstoff. Wie war das im letzten Krieg mit dem Salpeter aus Südamerika? Was vorher Dünger war, wurde ein Rohstoff für Sprengstoff. Das führte zum Untergang vieler Clipper. Die Engländer versenkten jeden, den sie erwischten. Einige davon hatte mein Grossvater noch auf der Geestemünder Tecklenborgwerft mit gebaut. Jeder, auch die Mittschiffsleute handelten damit. Aber alles lief unter einem geheimnisvollen :"Nicht darüber reden!" Das sah ganz nach verbotenem Tun aus. Ich spannte für den Einkauf meine "Pisspottkameraden" ein. Auch sie :"Wofür wird das gebraucht ?" Sie grasten, während ich auf See war, Danzig und Umgebung ab. Man fragte verschämt immer nur nach einem Kilo in Drogerien und Apotheken, Mehr zu verlangen, wagte man nicht, um Fragen nach dem Verwendunszweck aus dem Weg zu gehen. Kriegswichtig schien Seifenstein für Deutschland nicht zu sein. Er war nicht rationiert. Die Händler müssen über die grosse Nachfrage verwundert gewesen sein. Wir waren nicht das einzige "Schmuggelschiff" auf der Rigatour. Bald wurde der Stoff, wie alles, kriegsbedingt knapp. Andererseits sah ich in Riga, während ich nur Kilomengen hatte, wie ein 50-Kilo-Kanister auf der Wasserseite in ein Ruderboot abgeseilt wurde.
Seifenstein wurde in Plättchenform verkauft. Er war ätzend. Unterm Fingernagel sitzend, wie geschehen, frass es den halben Finger weg. Der Lette im Ruderboot kontrollierte die Ware mit der Zungenspitze und spülte mit Hafenwasser nach.
Das ungute Gefühl bei unserem Handel wurde durch die Art der Bezahlung verstärkt. In Lettland wurde nicht mit Reichsmark bezahlt. Man bekam Reichskreditkassenscheine, das Besatzungsgeld für die besetzten Ostgebiete.
Wir lebten im wahrsten Sinne des Wortes, wie die Made im Speck. Seifenstein im Tausch gegen Butter und Speck. Lettische Schweine hatten reichlich dicken, fetten Speck. Maden wurden mit geliefert. Nach acht Tagen lief der Speck von alleine. In welchem Zustand hat er wohl, von treusorgenden Familienvätern nach Hause geschickt, die Heimat erreicht? Mit steigenden Umsätzen lieferten wir nur noch gegen Bares, und kauften in der Rigaer Markthalle nach Bedarf ein.

    Rigaer Markthalle (Aus: "Nordsee Zeitung")


Die Markthalle, ein imposanter Bau, quoll über vor landwirtschaftlichen Produkten. 1942 im deutschen Reich schon ein unbekannter Anblick. Riesige Klötze Butter luden ein zum probieren. Sachkundige Hausfrauen schabten mit dem Daumennagel Proben ab. Wir taten es ihnen nach und waren bald satt.
Auch in Danzig konnte man das Besatzungsgeld stellenweise los werden. Ich versuchte es in der Strassenbahnlinie 8 von Danzig - Neufahrwasser mit kleinen Scheinen. 
Die Schaffner der letzten nächtlichen Bahn kannten uns alle. Sie bekamen fürs Wecken in Neufahrwasser immer ein paar Zigaretten. Einer der Schaffner war ein ganz lustiger, aber er machte gefährliche Scherze. Eine Haltestelle hiess "Schichau - Kolonie". Es war das Wohngebiet der Schichauwerftarbeiter. Bei Ansage der Haltestelle konnte er sich folgenden Kommentar nicht verkneifen :"Der Führer freut sich, hat er doch Danzig wieder und eine Kolonie dazu."

                     Innenansicht einer Danziger Straßenbahn, ca. 1929
                     (Aus "Einst in Danzig")


Holzgasse 29
Mit dem ersten der fremden 100 Markscheine bezahlte ich in der "Alhambra - Bar" problemlos meine Likörchen. Ich kannte die urige Bar in einem Kellergewölbe eines der mittelalterlichen Häuschen der Brotbänkengasse von meinen Streifzügen. Als Wechselgeld bekam ich "echtes" Geld. Was ich sonst noch mit den Scheinen anfangen könnte, wusste ich nicht, aber mit diesem Verwendungszweck war ich zufrieden. Ich hielt die Quelle meines "Reichtums" geheim, nannte die Strasse "Geldbänkengasse" und wurde gern gesehener Stammgast in der "Alhambra". So war das Geld "Wie gewonnen, so zerronnen". Ich war froh, es los zu werden, hatte ich doch ein schlechtes Gewissen. Die Gaststätte wurde für mich ein neuer Anlaufpunkt, da die Pisspottbande sich langsam auflöste. Gottfrieds Bruder, der Assistenzarzt wurde wieder an der Ostfront gebraucht. Seinen "Kommissarstern", den er immer im Portemonnaie hatte, wird er wohl nicht mit genommen haben. Er hatte erzählt, es hätte einen Kommissarbefehl gegeben. Das hiess, dass alle russischen Offiziere, die Politkommissare waren, bei Gefangennahme sofort erschossen werden sollten. Deutschen Soldaten, die den Russen in die Hände fielen und einen Kommissarstern als Trophäe bei sich hatten, blühte das gleiche. Johannes hatte ihn im Lazarett einem toten Russen abgenommen.
Marianne, die Bardame, schmiss den ganzen Laden. Der Chef hatte nichts zu sagen. Marianne war eine ehemalige Klosterschülerin. Ihr Wahlspruch war :"Gott sprach, es werde Licht,doch "Scheisse!" es funktionierte nicht. Sie hatte sowieso die halbe Bibel drauf und nahm es mit der ganzen nicht so genau. Die Musik, drei Mann, waren auf der Höhe der Zeit :"Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei und im Dezember gibt´s auf Abschnitt B wieder ein Ei!" Sie unterlegten jedes Stück mit eigenem Text, der, den Damen ins Ohr gesungen, diese aufjauchsen liessen. Nach dem Rausschmeißer :"Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen, bleib´nicht so lange fort, nachher wird´s nochmal so schön...," wurde es in kleinem Kreis, wie besungen "Nochmal so schön".
Fast regelmässig verpasste ich die letzte Bahn. Ich pennte, ewig müde, im Bahnhof oder wegen Verhaftungsgefahr im Park auf einer Bank. Als Marianne davon hörte, es war wieder spät geworden, hatte sie als Christenmensch Mitleid :"Komm´ mit, aber nur !" "Ja, ja!" Todmüde dachte ich sowieso nur ans Schlafen. Marianne :"Versprich´es mir !" "Was? Ja, ja!" Marianne abschliessend :" Wegen der Zimmerwirtin musst du ganz leise sein und im Zimmer wird nicht geraucht!"
Ich war zufrieden, und Marianne, nach dem guten Frühstück zu urteilen, wohl auch. Die letzte Bahn zu verpassen wurde zur Gewohnheit.
Sie wohnte in der Holzgasse 29. Als Drachenfutter für ihre Wirtin musste ich immer ein Fläschchen mit bringen. Ich erfuhr erst vor wenigen Jahren, dass es gar nicht ihre Wirtin, sondern ihre Mutter gewesen war.Ich bin ihr nicht böse. Jeder versuchte damals über die Runden zu kommen.
Mariannes Freundin arbeitete in der "kriegwichtigen" Schokoladenproduktion. Sie wurde nur das "Schokoladenmädchen" genannt. Schokolade, sonst nicht zu bekommen, hatten wir in Hülle und Fülle. "Geniesse den Krieg, der Frieden wird schrecklich". Hans, mit dem ich  inzwischen privat per "Du" war wunderte sich über meinen Schokoladenreichtum. Auf nächtlicher Wache gab ich mein Geheimnis preis. Ich nahm Hans mit ins "Alhambra". Er fand das Schokoladenmädchen nett und lernte, weil es auf Gegenseitigkeit beruhte, die Holzgasse kennen. Zu viert machten Schnaps und Schokolade und Beisammensein noch mal so viel Spaß. In Zukunft beteiligten wir uns mit manch einem Fläschchen an den Mietkosten. Die Wirtin könnte so schlafen, trotz der Störung und hätte keine kalten Füsse mehr berichtete Marianne.


  
                             St. Katharinen

                 


Nächste Verhaftung
Uns ging´s gut. Doch als der Bootsmann eines Tages zu mir sagte :"Sollst zum Alten in den Salon kommen. Was hast du denn schon wieder verbrochen?" und ich kurz darauf vor ein paar Militärs stand, packte mich das schlechte Gewissen. Das konnte nur der Seifenstein sein. Der Alte :"Wo ist dein Wehrpass ?" "Im Spind!" Was hatte der Wehrpass mit dem Seifenstein zu tun?" "Hol´ ihn und fahr´ mit den Leuten!" Es ging wieder zur Villa nach Danzig - Oliva.
Ich saß auf einem Stuhl in der Mitte eines großen Zimmers. Aus allen vier Ecken kamen immer die gleichen Fragen. Alle drehten sich um den Wehrpass ; nichts mit Seifenstein.
"War der Wehrpass im Ausland?" "Ja." "Wer hat ihn gesehen oder in der Hand gehabt?" "Keiner ausser mir." Das mit dem Kasinobesuch in Riga verschwieg ich lieber. Immer wieder die gleichen Fragen. "Ist das ein Kreuzverhör?" Ich konnte ihnen nicht mehr sagen, ich wusste nichts. ich saß da, wie blöd. Sie gaben schliesslich auf und fuhren mich zurück. Warum ich verhört worden war, erfuhr ich nie. Im Krieg passiert allerhand Seltsames.
Hermann, unser Bootsmann konnte seinen Lieblingsspruch los werden :"All´ deine Leiden trage mit Geduld. Wer zur See fährt, der ist selber schuld!"
                          (Aus: "Danzig u. seine Seebäder")

Frauen an Bord
Unsere beiden Mädchen hatten einen Wunsch. Sie wollten uns mal an Bord besuchen. Das Problem war, es war nicht erlaubt. Hans hatte die Lösung. "Nächste Woche fährt der Alte in Urlaub. Didi, der I. hat Besuch von seiner Frau, und sie wollen ins Binnenland fahren. Wir nehmen die Bude vom Alten. Hoch oben auf dem Bootsdeck hinter der Brücke hört uns niemand und wir stören keinen."
Der grosse Tag kam. Wir schauten dem Alten nach, wie auf der Kaje Richtung Heimat maschierte, um sicher zu gehen, dass er auch wirklich weg war.
Wir bereiteten alles vor. Die notwendigen Fläschchen wurden besorgt, die Privatsachen vom Alten versteckt und die Bude mit Signalflaggen geschmückt. Mein Koffergrammophon kam endlich einmal wieder zu Ehren. Ich hatte deutsche und auch englische alte Platten. Viele klangen sehr wellig. Sie hatten einmal in der Sonne gelegen. Eine Platte passte zum Wunsch unserer Mädchen, einmal an Bord zu übernachten :"So ein Traum erfüllt sich schnell, eventuell...". Auf diese Melodie gab es auch einen Text der Alhambramusiker. Bei ihnen gab es kein Lied mit Originaltext.

                            "Bei uns zu Haus´auf dem Balkon,
                             da steht ein alter Pappkarton.
                             Da wohnt Frida, unser Hühnchen,
                             und neben an schläft Maxe, das Kaninchen.
                             Eines Nachts, da war´s passiert,
                             da hat der Max das Huhn verführt.
                             Nun stell´ dir einmal vor,
                             ein Hühnchen mit Kaninchenohr!"


Jetzt konnten wir die Damen von der Straßenbahn abholen. Um sie möglichst unauffällig an Bord und auf die Brücke zu lotsen, täuschten wir eine Schiffsbesichtigung vor. Alles ging glatt. Wir freuten uns. Was noch folgen sollte, ahnten wir nicht.
Hans hatte - "Frag´nie, woher" - was gutes zu Essen besorgt. Auch die Damen hatten Vorsorge getroffen. Neben "Flüssigkeiten" gab es echte "Metka", fette Mettwurst, die ihre polnische Herkunft nicht verleugnen konnte.
Das Schokoladenmädchen wollte auch heute nicht mit ihrem Namen raus rücken. Nach dem Motto des Liedes :"Du kannst mich lieben für drei tolle Tage, nur nach meinem Namen frage bitte nicht !" "Nennt mich Heidi", sagte sie. Später erfuhr ich von Marianne, dass sie sich ihres polnischen Namens und ihrer polnischen Herkunft schämte.
Es wurde lustig und lustiger. Wir hatten viel Spaß. Wir tranken, aßen und sangen die Lieder mit. Doch dann kam das abrupte Ende. Wir erschraken mordsmässig. Es gab Geräusche nebenan im Kartenhaus, die Tür wurde aufgestossen, und im Raum stand schwankend der Alte, Scheissendick! Er starrte uns verwundert an, und wir starrten zurück. Wo kam er jetzt her? Er müsste längst im Zug Richtung Heimat sitzen. Unser Kapitän lallte :"Wusste garnicht, dass ich Besuch habe. Nette Damen!" Hans bedeutete mir in Zeichensprache :"Schenk´ihm einen ein." Ein Doppelter reichte. Bald schnarchte er glückselig. Wir beseitigten alle Spuren genau. Die Damen hatten Spaß an der Situation, wir weniger. Der alte Spruch :"Alles, was nicht über die Reling pinkeln kann, gehört nicht auf ein Schiff !" hatte schon seine Berechtigung.
Am nächsten Tag ging ich dem Alten aus dem Weg. Hans hatte eine beruhigende Nachricht :" Er weiß nicht mehr viel von gestern." Glück gehabt! Ich musste das Gepäck
vom Alten von einem Schiff in der Nähe holen. Dort hatte er etwas zu ausgiebig mit seinem Freund Wilhelm Abschied gefeiert, und den Zug verpasst. Damit war das Rätsel seines plötzlichen Erscheinens gelöst. Ich brachte ihm das Gepäck an den Bahnhof und holte gleichzeitig den eingetroffenen Ersatzkapitän ab. Er war auch alter "Unionsfahrer" und allen an Bord, ausser mir bekannt.
                                    Frauengasse, Dresden
Der Herbst zog ins Land. Keiner hatte mehr Hoffnung auf ein Kriegsende zu Weihnachten. Der Alte schien kaum noch dem Beruhigungsmittel unserer Zeit, dem Alkohol zu zusprechen. Kommentar Hans :"Die saufen heimlich unheimlich." Der Schlachtruf der "Union" war damals :
                                                      "Schwarzes "U" am Schornstein,
                                                       himmelhoher Brand,
                                                       Unionpiraten werden wir genannt!"

Auch die Besatzungen der Bremerhavener  Bugsierreederei Schuchmann benutzten diesen Spruch, allerdings besangen sie ihr schwarzes "S" am Schornstein. Piraten, das passte auch besser zu Schuchmann. Neben seinen Bergungsschleppern, "Seefalke" und anderen hatte er noch eine "Never come back" Linie. Von denen man glauben konnte, das Schuchmann sie vom Grund des Meeres hatte.Es waren schrottreife Seelenverkäufer, die wohl mehr Beton, als Ladung schleppen mussten. Der Beton diente zum Abdichten der Lecks. Wenn bei schlechtem Wetter das Schiff arbeitete, knallten die Nieten raus. Die Lecks wurden dann mit einer Speckseite abgedichtet. Davor wurde zwischen den Spannten ein Holzkasten verkeilt und mit Beton verfüllt. Ein ehemaliger Schuchmannfahrer meinte mal, dass er sich zuerst gewundert hatte, wofür so viel Zement an Bord kam.


                                          Artushof, Dresden

 
                                  
Wir gondelten weiter unsere gewohnte Tour :Pillau - Memel - Libau - Riga.
Wilhelm, mein Partner an der Spring, ärgerte sich beim Festmachen in den Häfen über unseren neuen Käpt´n. "Der soll doch sein Maul halten!"
Nachts auf Wache, in der Eisamkeit der Ostsee merkten wir nichts vom Krieg, nichts von der aufgeregten Zeit. Jerzy am Ruder hatte keine anderen Interessen ausser dem, wann der Krieg endlich zu Ende sei. Er sehnte sich nach Polen zurück. Hans drückte auf die Morselampe. Im Lichtkegel über der Brückennock sahen wir den ersten Schnee. Er fiel fast waagerecht und nahm uns jegliche Voraussicht. Auf der Brücke bemerkte man durch die Windabweiser nichts davon. Mit dem Schiff blind durch die Ostsee. Danke an den Kompass. Sein sanftes Licht hatte etwas beruhigendes.
Einen Kompass für die Fahrt durchs Leben, durchs Weltgeschehen gab es leider nicht. Hätte es in Danzig nicht die "Alhambra" und Marianne gegeben,  wäre ich recht einsam gewesen. Gottfried büffelte für den Steuermann, sein Bruder flickte deutsche Soldaten an der Ostfront zusammen. Der "Pisspott" wurde weiter benutzt, aber es waren neue Leute. Drei, vier - ein Lied :"Es geht alles vorüber,....!".
Meinen ersten Fliegerarlarm in Danzig erlebte ich im tiefen, sicheren Gewölbe der "Alhambra - Bar". Marianne steckte mir eine Flasche Likör in die Brusttasche meines Mantels. Getränkt wurde dann nicht ich, sondern, weil die Flasche keinen Korken hatte, mein Mantel. Später machten sich in meiner Bude dann die Kakerlaken darüber her.

                         Staatstheater, Danzig



Danzig und Umgebung schienen mittlerweile seifensteinfrei. Alle Lettlandfahrer hatten damit gehandelt. Aber Marianne hatte ihre Beziehungen. "Wenn du denkst, es gibt nichts mehr, kommt von irgendwo Seifenstein her !" Ihr Originalspruch war :"Wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein arschtritt her !" Marianne war bibelfest.
In Riga gab es noch immer Berge von Butter und Speck in der Markthalle. Im Offizierskasino immer noch Nudeln mit Fleischklösschen.
Ein Zirkus war in der Stadt. Ich sah zum ersten Mal einen Weißclown. Wenn alle lachten, lachte ich mit. Ich verstand ja kein Lettisch.
Unser alter Käpt´n fehlte mir, und nicht nur mir an allen Ecken und Kanten. Sechs Wochen Urlaub waren vorgesehen. Weihnachten sollten wir ihn wieder haben. Doch erst mal bekamen wir wieder einen neuen Ersatzkapitän. Wieder von der "Union". Ich war wieder Fremdkörper, da mir der Unionsstallgeruch fehlte. Ich hätte verzweifeln können, wenn Hans nicht gewesen wäre. Die Alhambra wurde für uns tabu. Die neue Mittschiffsgang hatte sich in unserer Hausbar fest gesetzt. Hans und mir blieb als Anlaufstelle nur die "Holzgasse 29". Durch Marianne hatten wir ein Ohr an unserer obersten Schiffsführung, interessant und lustig.

                                  
                                       St. Marien, Danzig

                                 


Freitag, 11. September 2015

DIE PISSPOTTBANDE





                         Danzig, Lange Brücke       oben: Frauengasse


Die Pisspottbande
Richtig lustig wurde es mit der Gründung der Pisspottbande im Hinterzimmer von Giselas Kneipe. Gottfrieds Bruder, Johannes, gründete sie. Gottfried schleppte mich mit. Gisela freute sich, mich "Bocher" wieder zu sehen. Es war ein elitärer Männerclub. Erster und einziger Satzungspunkt :"Keine Weiber." Wir waren meistens nur zu fünft. Johannes war Leutnant mit Ritterkreuz, und als Assistenzarzt im Danziger Krankenhaus tätig. Dadurch war er vom Militärdienst befreit. Die Hauptfigur war ein Leutnant vom Afrikakorps. Er hatte ein Bein gegen ein Ritterkreuz eingetauscht. Bald kam auch Hans Neuss dazu. Manchmal komplettierten diese Runde Wehrmachtsangehörige mit Turban, von der "Indischen Legion". Es war ein bunter Haufen. Wir hielten "Symposien" ab, auf denen sich Sokrates, Platon und Aristoteles unterhielten. Im Laufe der Abende gesellte sich auch Eros gern hinzu. Getrunken wurde aus einem Nachttopf. Wir hatten einen edlen aus Glas. "The Pot of Pi". Teilnahmebeitrag war jeweils eine Flasche mit geistigem Inhalt. Wir nahmen alles, da kriegsbedingt Mangel herrschte. Nur durch Beziehungen oder auf dem Schwarzmarkt kam man daran. Die Mischungen waren fürchterlich. Von A - Absinth bis Z - Zitonenlikör wurde alles akzeptiert. Das Edelste, "Danziger Goldwasser", oder "Stobbe´s Machandel" wurden mit "Heureka" bejubelt. Zwecks Trinkbarkeit wurde die Wissenschaft befragt. Der Arzt trat in Aktion. Er nahm eine Probe, dann der Befund :"Zu schwach!" Er langte in die Tasche und holte ein Fläschchen ( Wo ist man schliesslich tätig? ) reinen Alkohols hervor. Jetzt hatte die Mischung ärztlich verordnete Stärke. Zum Trinken brauchte man beide Hände und oft Hilfe seines Nachbarn, der einem die Nase zu hielt - Verdacht auf Äther.
Wenn es der Alkoholpegel noch zuliess, folgten wir, nach dem "Pisspottsymposium", den rufen Eros´ ins Danziger Nachtleben. Gottfried und Johannes, die beiden "Pastorentöchter" ( Ihr Vater war Pastor ), der "Wüstenfuchs", und ich waren die Standardbesetzung. Einige Etablissements legten Wert auf seriöses Publikum. Der einbeinige Wüstenfuchs mit Ritterkreuz war garantierter Türöffner. Auch die Turbanträger machten Eindruck. Bald sprach sich die Werbewirksamkeit unseres Kuriositätenkabinetts herum. Das bedeutete kostenlosen Getränkekonsum für uns. Gottfreid setzte sich dafür ans Klavier. "Wenn der weisse Flieder wieder blüht...". Ein Lied, das uns Gottfried auch einmal auf der Orgel, in der Kirche seines Vaters, zum Besten gab. Höhepunkte waren die "Dreigroschenoper", und Jazz. Dann gab es kein Halten mehr. Es erinnerte mich an Paul auf der "Bremerhaven", der auf seiner Mundharmonika Ähnliches drauf hatte.
Wieder einmal standen wir vor einer verschlossenen Tür. Die Damen tuschelten, glaubten in mir den Schauspieler Karl Holt, zu erkennen. Wir widersprachen nicht, und wurden herein gebeten. Nur Autogramme verweigerte ich beharrlich. "Ich bin in...äh, in...?" Gottfried :"Er ist inkognito." Das schien den Reiz nur noch zu erhöhen.

DANZIG - RIGA TEIL 1

Unser Kurier, der Soldat, fuhr uns ein letztes Mal zum Bahnhof. Karl auf der Quetsche, der Bäcker Paul mit der Mundharmonika :"Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen, bleib´nicht so lange fort..." Der Rest machte an Deck "Winke, Winke". Der Abschied von den "Pomuchelsköppen", wie sich die Pommern nach ihrem Wappenfisch, dem Dorsch, nannten, fiel nicht leicht. Hans und ich fuhren einer neuen Zukunft entgegen.



Ankunft in Danzig
Die "Brake" von der "Union" lag in Neufahrwasser, im Hafenkanal an der Danziger Bucht, gegenüber dem ehemaligen Fort der Polen, der "Westerplatte". Hier, am 1. September 1939, hatte alles mit dem Beschuss, durch das deutsche Kriegsschiff "Schleswig - Holstein", begonnen.


Hafeneinfahrt Neufahrwasser, rechts die Westerplatte (Aus: Danzig und seine
Ostseebäder)

Danzig empfing uns mit einem milden Sommertag. Auf der "Brake" herrschte hektisches Treiben. Sie war für die Passagierfahrt her gerichtet worden, und die letzten Tage der Ausrüstung brachte alle auf Trab. Ich wurde unsanft aus beschaulicher Pölitzer Ruhe gerissen. Das fing ja gut an!
In die Luken 1 und 2 hatte man mit Holzwänden Kabinen, bessere Verschläge, eingebaut. Vieles war vom Schiffszimmermann mit Bordmitteln errichtet worden, worauf er sehr stolz war. Die Kabinen hatten naturlich keine Bullaugen. Zwecks Lüftung hatte man einfach die Decken weg gelassen. Darauf musste man Ehepaare besonders hinweisen.


 
                          Die "Brake"


Von der Mannschaft war mir niemand bekannt. Der Bootsmann, scheinbar ein ganz
 Lustiger, schaute kurz beim Auspacken zu. Ein Kollege stellte sich als Gottfried vor. Er hatte seine Segelschiffzeit schon hinter sich. Gottfried war landfein. "Komm´mit!" Neugierig, wie ich war, liess ich mir das nicht zwei Mal sagen. Mit der Strassenbahn, der Linie 8, mit der wir gerade gekommen waren, ging es wieder zurück. Oft würde ich diese Tour noch machen. Es war schönstes Wetter, Frieden, die Strassen waren bevölkert und Danzig war deutsch. Gottfrieds Ziel war eine urige Kneipe, mit einer entzückenden Wirtin, Gisela. Mich von oben bis unten musternd, fragte sie :"Wo hast du denn diesen Bocher her?" Kleider machen Leute. Mit meinem amerikanischen Second Hand - Anzug, meinem "Borsalino", und den italienischen Schuhen, konnte ich nur ein vornehmer Jüngling aus der besseren Gesellschaft sein. Das Gegenteil vom "Bocher" war der "Danziger Bowke". Darunter gab es nur noch eine Schicht, die "Danziger Sackträger". Die lernte ich schon am nächsten Tag kennen. Ein Frachtschiff lag achteraus mit Mehl. Den ganzen Tag pendelten die Träger, auf dem Buckel einen Zweizentnersack, vom Schiff zum Getreidespeicher. Auch für mich, in Pölitz von der Arbeit entwöhnt, war "Schluss mit lustig". Hafenarbeiter waren knapp. Ich stand seit Langem mal wieder an der Winsch. Auch die "Brake" war, im Gegensatz zur "Bremerhaven", unterbesetzt. Hans hatte dafür eine Erklärung. Die "Bremerhaven" wurde mit der Mannschaft, als Wohnschiff  voll vom Staat bezahlt. Während die "Brake Geld einbringen musste.

                              Danziger Sackträger (Aus: "Einst in Danzig")


                    
Rechts der Getreidespeicher (Aus: "Danzig und seine Ostseebäder")


Noch machte mir das hektische Treiben Spass, später sehnte ich mich oft ins beschauliche Pölitz zurück. Wir beschäftigten uns einige Tage mit den Rettungsbooten. Sicherheit war im Krieg noch wichtiger als sonst. Seemännische Arbeit, lang wars her, war wieder gefragt. Neue Manntaue, im Ernstfall hangelt man sich damit ins Boot, mussten gespleisst werden. Dann verlangten die Blöcke auf dem alten Kasten, sogenannte "Taljen", mit denen die Boote zu Wasser gelassen werden, nach Schmiere, und mussten mit neuem Tauwerk bestückt werden. Die Wassertanks wurden befüllt und die luftdichten Zinkkästen mit frischem Schiffszwiback gefüllt. Dabei fiel mir Pölitz ein. Dort hatten wir uns oft, wegen der saumässigen Verpflegung, an die Zwiebäcke in den Rettungsbooten gemacht. Das war streng verboten, aber wohl verzeihlich. Die "Bremerhaven" lag schliesslich fest vertäut in der Oder. Die alten Dinger schmeckten abscheulich, waren aber nicht, wie oft auf alten Seglern voller Maden. Wie heisst es in einem Shanty so schön :"De Beschüten lepen von alleen wech." Beschüten sind Zwieback, und die Maden machten ihn lebendig.Noch waren wir nicht klar zum Auslaufen, und immer war mal einer verschwunden. Hundert Meter entfernt lag eine Namen lose Kneipe, die wir "Petroleumquelle" nannten, unter der Regie einer resoluten Wirtin, spanischen Geblüts mit beachtlichem Umfang. Unser Bootsmann stand später in Verdacht, sein Bier nicht bezahlen zu müssen. Er nannte sie liebevoll  :"Meine mujer".


Unser Liegeplatz (Aus: "Danzig und seine Ostseebäder)

Während der Arbeit an den Booten, sah ich zum ersten mal unseren "Alten". Er fragte mich ein Loch in den Bauch nach meinem Werdegang. Es stellte sich heraus ,dass wir beide als Einzige auf dem Schiff den Blockadebrecherorden hatten. Wir unterhielten oft darüber. Ich hatte meinen ja von der Bremenfahrt, er hatte ihn für eine navigatorische Glanzleistung erhalten. Bei Kriegsausbruch er mit der "Brake" in Vigo in Spanien ein gelaufen. Im Oktober ´39 kam ein Befehl des Reichsverkehrsministerium :"Auslaufen, Kurs Heimat!" Ein Befehl, von dem die in Berlin nicht wussten, was das bedeutete. Aber Befehl war Befehl. Südlich von Island gelang der "Brake", unter norwegischer Flagge der Durchbruch. Die "Brake", und die "Bremerhaven", waren alte englische Pötte. Es lohnte sich für die Engländer nicht, so der Kapitän, uns auf zu bringen. Vor Norwegen ging es dann, ohne Lotse, durch die Schären Kristianssund. Das war eine reife seemännische Leistung.
Die "Brake" war das erste Schiff, auf dem ich eine fundierte Ausbildung erlebte. Der Kapitän legte viel Wert darauf. Die jungen Leute von der Steuermannsschule mussten, auch im Hafen, mittags die Sonne schiessen. Auch wir zukünftigen Steuermannsschüler mussten ran. Man durfte sich nicht, beim von Bord gehen, erwischen lassen. Erst mussten wir an den Kartentisch, um "Brüster Ort" zu umschiffen. "Das ist unser "Kap Hoorn", sagte er. Wir sollten noch merken, dass es oft nicht leicht war,  die "Ecke" an der Bernsteinküste zu umschiffen. Häufig waren, wegen Fliegeralarm, alle Feuer gelöscht. Auch den Bootsmann, und für mich besonders Hans Neuss, muss ich in Sachen Ausbildung lobend erwähnen. Mit dem II. hatte ich wieder mal die 12 -4 Wache. Herrliche Sommernächte erlebten wir, beim Schippern entlang der Ostseeküste. Der Wind vom Land war voller Duft nach Gras und Heu. Man vergass, das Krieg war. Der dritte Mann auf unserer Wache war  Jerzy, ein eingedeutschter Pole mit vielen sz, cz im Nachnamen. Er sprach ausgezeichnet Deutsch und überraschte uns immer wieder mit seinem enormen Wissen. Er wartete auf das Kriegsende - Weihnachten bestimmt - , um nach Polen zurück zu gehen. Alle wussten mit Sicherheit, das der Krieg dann beendet wäre. Oder war es bloss Hoffnung? Nach Weihnachten hiess es dann :"Wenn der weisse Flieder wieder blüht...".
Die erste Reise sollte lieber vergessen werden. Es war keine seemännische Glanzleistung.
Pillau, der erste Hafen, hatte noch eine ziemlich problemlose Kaje. Unser Alter kannte seinen Kahn. Er hatte ihn aber nur selten ohne Schlepperhilfe an die Kaje gebracht.
Der nächste Hafen war Memel bei Nacht. Es bedurfte mehrerer Anläufe.
In Libau, wir hatten das erste Mal einen Lotsen, stand ich am Ruder. Die Einfahrt in den  Hafen war schmall. Links lagen die Hafenbecken. Das hinterste war das Ziel des Lotsen. Es gab Abstimmungsschwierigkeiten, da ich nur zwei sah, wir aber ins dritte, noch nicht einsehbare sollten, aber es ging noch gut. Der Alte :"Lass´das Denken sein", und seiner ewiger Spruch :"Der Seemann an Bord, das bin ich." Der war bei der Kurverei wohl fehl am Platz.
Der Törn nach Riga war der längste, und brachte Ruhe ins Schiff. Es wurde später, nach den drei kurz aufeinander folgenden Häfen, unser Erholungstörn. Nach Libau folgte eine lange Revierfahrt auf der Düna, lettisch "Daugav". In Riga wurde uns endlich Schlepperhilfe angeboten. Er war etwas maschinenschwach, eignete sich nur zum Leinen verholen. Später kam er nicht mehr wieder. Unsere Probleme, ohne Schlepper einzulaufen währten nicht lange. Wir bekamen das bald in Griff.





Ich kam mit Wihelm Willems an die Vorspring. Er war ein alter Hase mit kleinem Patent und jetzt, wie ich, Offiziersanwärter. Bald wussten wir, wir sind, als Team für die Spring, wie geschaffen. Die Vorspring, ein Festmacherdraht, ist für ein Schiff die einzige Bremse. Als erster Draht, an Land fest gemacht,achterlich nach hinten aus gerichtet, nimmt er die Fahrt vom Schiff. Es sollte aber nicht mehr zu viel Fahrt auf dem Schiff sein. Wir haben damit Abenteuerliches erlebt. Manchmal war der Draht bis zum Zerreissen gespannt. Wir hielten fest. Der Alte auf der Brücke zitterte um seinen Draht. "Der Seemann an Bord, dass bin ich." Doch Wilhelm schwor darauf :" Gute alte englische Arbeit". In Libau kam unser unersätzlicher Draht einmal in grosse Gefahr. Nach dem Ablegen, das Schiff machte schon Fahrt, hakte der Draht unter Wasser fest. Er lief, war nicht mehr zu halten. Bald würde er zu Ende sein. Von der Brücke kam der Rat :"Lass´laufen, der Seemann an Bord, dass bin ich!" Aber wir schmissen mit letzter Verzweiflung das eingspleisste Auge über einen Poller. Die "Brake", kein kleines Schiff, verneigte sich respektvoll vor der Kaje. Der Draht war frei. "Der Seemann an Bord, dass bin ich!"


Blick vom Dominikswall in Richtung Kohlenmarkt, hinten: Stockturm und St. Georgshalle
                                    (Aus: "Einst in Dresden")


Die geringe Mannschaftsstärke macht sich überall an Bord bemerkbar. Wir waren neben dem II. Hans Neuss nur nur Zwei auf der Wache. Jerzy, ein Leichtmatrose und ich.
Oft musste der II. das Ruder übernehmen. Wir waren fast rund um die Uhr im Einsatz, Im Ausguck, auf dem Peildeck, oder auf der Back. Die kurz auf einander folgenden Häfen hielten alle Decksleute auf Trab. Nach den ganzen An- und Ablegemannövern folgte häufig gleich im Anschluss die reguläre Wache. Ausserdem gab es auch noch oft Alarm. Ich war ewig müde. Das nächste Mal in Danzig würde ich einmal richtig ausschlafen. Ein frommer Wunsch! Das Danziger Nachtleben, noch friedenszeitmässig, fand mich in der "Eulenbar", Musik, Tanz und Danziger Goldwasser. Ich traf Bremerhavener Fischleute - es wurde nur noch in der Ostsee gefischt - und erfuhr das Neueste aus der Heimat.


                                       Krantor, Danzig


                                      Milchkannentor, Danzig





Donnerstag, 2. Juli 2015

DAS POLENSCHIFF

Pölitz war ein sehr überschaubares Dorf. Es hatte nicht mal einen richtigen Hafen. Wo war das Schiff. Ein Bananendampfer wäre hier aufgefallen. Wir gingen zur Post, um zu telefonieren. Gegenüber lag einladend das "Hotel zur Post". Karl meinte :"Die haben auch Telefon". Ich wollte und konnte kein Bier mehr sehen. Ich war auch lange noch nicht so im Training, wie es sich für einen guten Matrosen ziemte. Ich war noch nicht "Vollmatrose". Später wusste ich, dass Saufen nicht nur zur Seefahrt, sondern auch zum Krieg gehörte.
Der Wirt war, in der Hoffnung auf neue Stammkunden, sehr entgegen kommend. Lasst euer Gepäck man hier und lauft los. Das Schiff liegt ungefähr eine halbe Stunde von hier. Die Frage nach einer Straßenbahn löste Heiterkeit aus. Wir hörten hier auch zum ersten Mal den Ausdruck : "Polendampfer".

Als wir uns auf den Weg machten, war es schon ziemlich dunkel. Was für einen Tag hatten wir hinter uns, und was kam jetzt auf uns zu? Wir maschierten aus dem Dorf ins Nichts. Vor uns war nichts, links und rechts war nichts, nur Landschaft. Es war gespenstisch. Wir kamen nicht weit. Ein Wehrmachtslastwagen holte uns ein. Ein Soldat : "Ihr wollt zum Polendampfer?" Wieder dieses "Polendampfer", und woher wusste er das? "Die Strasse führt nur zum Polendampfer, sonst ist da nichts." Sie war sogar nur für diesen Zweck angelegt worden. "Steigt auf. Wo ist euer Gepäck?" "Im Hotel." "Das holen wir." Die Freundlichkeit des Soldaten war nicht ganz ohne Eigennutz, wie sich später herausstellte. Er gehörte praktisch zur Mannschaft und nutzte den fahrbaren Untersatz des großdeutschen Reichs für private Kurierdienste. Er hatte darauf ein Monopol, da es in dieser Wildnis kein anderes Transportmittel gab. Die Aufbesserung seines Solds war ihm, mit seinem im Polenfeldzug zerschossenem Arm, gegönnt. Wir mussten wieder selbst für unsere Fahrt berappen.
Wir erreichten einen hohen Zaun. Hinter dem Tor eine beleuchtete Bude mit einer Wache, und dahinter hochaufragend im Dunkel unsere "Bremerhaven. Die Szenerie wirkte bedrohlich. An Bord wurden wir mit Hallo empfangen. Otje und ich, beide Leichtmatrosen, waren die einzigen Decksleute unter den Neuen. Die anderen waren Maschinenleute. Ich traf alte Bekannte von der "Kraft durch Freude" - Fahrt wieder, Heini Müller, den "Amerikaner" und Jan Kiek, der mal in der argentinischen Pampa Nähmaschinen repariert hatte. Heini Müller war jetzt noch dünner, als früher. Wo der Bauch sein sollte, war ein Loch, und hinten war auch nichts. Er hatte es mit dem Magen, und frass pfundweise Natron, was ihn aber nicht vom Bier trinken abhielt. Schon wieder hatten wir volle Gläser vor uns, frisch gezapft. Woher kam hier das Fassbier? Das Rätsel löste sich bald. Es gab an Bord eine "Bar" für die Polen. Für welche Polen?
Es gab viele Fragen, und viel zu berichten. Wofür liegt das Schiff hier? Was wird unsere Aufgabe sein? Die "Bremerhaven" lag hier als Wohnschiff für hunderte von polnischen Arbeitern. Die meisten hofften, irgendwann eingedeutscht zu werden. Die es geschafft hatten, hiessen im Volksmund "Rucksackdeutsche".
 Nichts war mit "Lebensmitteltransport". Das war nur ein Lockmittel des Heuerbaas gewesen. Die Luken waren ausgebaut mit dem Nötigsten: Kojen, Tische, und was man sonst so brauchte. Die Polen arbeiteten im nahen Hydrierwerk, das einmal Kohle zu Benzin verflüssigen sollte.

  
Die Messe füllte sich mit immer mehr Neugierigen. Steward, Offiziere, alle wollten die Neuen sehen. Es wurde spät. Karl und die anderen Heizer bezogen ihre Buden an Backbord. Wir Decksleute hatten, völlig unüblich, unsere achtern auf Steuerbord, unter dem Poopdeck.
Ich fiel in tiefen Schlaf, war aber schon früh wieder wach. Was für ein Bild. Das Schiff lag in einem alten Arm der Oder, die hier schon eine gewisse Breite hatte. Runherum nur Wiesen, nur "Umgebung", sonst nichts. Beinlose Rinder schwebten über dem Bodennebel. Ein paar hundert Meter weiter, machte ich ein Gehöft aus. Eine Kneipe in der Einsamkeit. Bei Mutter Wohlkopf gab es herrliche pommersche Lungwurst. Die sollte noch oft meinen Hunger stillen.

 

Es war ein wunderschöner Morgen. Eine Stimmung, um sich in dieses Land zu verlieben. Fast lautlose Stille, nur die Vögel zwitscherten und die Fische sprangen. Der Duft von Gras, Heu und Wasser lag in der Luft.
Unsere Anlegestelle, eher ein Steg, als eine Kaje, war aus Holz. Es standen Handkräne darauf, die einmal die Verbindung mit Schläuchen zu den Tankschiffen herstellen sollten. Noch ragten sie nutzlos in den Himmel. Eines Tages, sollte einer von ihnen für Schreckliches mißbraucht werden.
Die Aufgänge der Luken wurden aufgeschlossen. Mit Kannen wurde von Luke drei aus, Tee aus einem 1000 - Literkessel an die Polen ausgeschenkt. Mal sehen, was es sonst noch gab. Mittschiffs roch es aus der Küche nach frischen Brötchen. Hier wirkte der Kochsmaat Paul Pinto, ein Holländer. Jan Kiek kam, mit sein Kätzchen im Schlepptau und einem Kännchen in der Hand, um heisses Wasser für seinen Privatkaffee, zu holen. Das war sein tägliches Ritual.

Für mich wurde es, obwohl ich hier eine gute Zeit erlebte, das erste Schiff, das mich mit Hunger, und den bösen Seiten des Kriegs bekannt machte. Es war für mich ein groteskes Bild, als ich zum ersten Mal sah, wie die Riesenmenge von Leuten, aus den Luken geradezu heraus quollen und auf Lastwagen stiegen, die sie zum Hydrierwerk brachten. Alle hatten ein "P", für Pole, auf ihren Jacken.
Es war nicht leicht für mich, mich in ein derart sonderbares Leben, wie wir es hier an Bord führten, einzuleben. Für ein Schiff ohne seemänische Aufgaben, war es überbesetzt mit Schiffspersonal. Welchen Zweck erfüllten allein die vielen Nautiker an Bord? Es waren auch immer einige Ehefrauen da. Es war, wie eine sonderbare Sommerfrische. Man hatte das Gefühl, dass von der Reederei
Besatzung vorgehalten wurde, um bald wieder Bananen aus Santa Martha zu holen. Der Krieg hatte ja schon Weihnachten `39 zu Ende sein sollen. Als anderer Grund wurde genannt, dass Seeleute nicht eingezogen werden konnten, wenn sie "UK" - unabkömmlich - waren.
In einer unserer freien Buden achtern, wohnte ein polnisches Ehepaar. Er war so etwas wie der Hausmeister, seine Frau erledigte die Reinigungsarbeiten für die Lagerwachmannschaft. Die bestand aus SS - Leuten. Es war das erste Mal, dass ich solche Uniformen sah. Die Maschinenleute schliefen an Backbord. Dort hatten auch die Wachleute ihre Kammern und Büros.
An Luke 4 war in einer Holzbude ein polnisches Postamt untergebracht, geleitet von Max Kuhr aus Stolp, einem sehr jungen SS - Mann. Wir nannten ihn "Postminister". Die Polen bekamen sehr häufig Pakete. Sonst hätten sie wohl noch mehr Kohldampf geschoben und auch keinen Wodka gehabt. Obwohl verboten, war in jedem Paket Wodka. Max drückte immer, mehr als ein Auge zu.
Zur Wachmannschaft gehörten noch Karel, auch sehr jung, er war der Dolmetscher und drei weitere, ältere SS - Leute. Mit Max, und besonders mit Karel hatte ich bald Freunschaft geschlossen. Karel kam aus dem slawischen Raum, und sprach sieben  Sprachen aus dem Vielvölkerstaat. Karel und ich fuhren, aber davon später, mit unseren Freundinnen oft nach Stettin. Für mich hatte es zu der Zeit noch keine Bedeutung, dass sie SS - Leute waren, das kam später.
Wir unterhielten uns manchmal mit den Polen, am Bierausschank, oder wenn sie abends auf der Wiese beim Schiff saßen. Etliche von ihnen waren freiwillig zum Arbeiten nach Deutschland gekommen. Sie hatten gehofft, eingedeutscht zu werden. Doch dann wurden sie zur Zwangsarbeit verpflichtet, und bekamen das"P" auf die Brust. Auch auf dem Schiff gaben sie die Hoffnung nicht auf. Viele sprachen ein ausgezeichnetes Deutsch. Einige wurden auch eingedeutscht. Das nährte die Hoffnung der Anderen. Im Volk wurden sie abfällig "Beutegermanen" genannt.

Mann über Bord!
Viel Arbeit fiel im seemänischen Bereich nicht an. Bruno, der Zimmermann hatte seine Bude im Vorschiff. Ich saß oft bei ihm zum Klönen, begleitete ihn auf seinen Peilgängen und half ihm beim Abschmieren aller beweglichen Teile. Das Schiff musste doch, für die zu erwartenden Bananenreisen, in Schuss gehalten werden. Im Vorschiff lag auch Brunos Werkstatt. Hier widmete er sich seiner Haupttätigkeit - nicht kriegswichtig, aber lukrativ - der Herstellung von Schmuckkästchen, mit feinen Furnier- und Intarsienarbeiten, oder muschelgeschmückt. Ich half beim mühsamen Polieren, und bei der Muschelsuche. Eines Tages meinte Bruno entschlossen :"Ich baue ein Paddelboot." Bedingt durch die Grösse der Werkstatt, wird es etwas kurz geraten. Dazu mehr, wenn der Stapellauf ansteht.
Sein Wunsch nach einem Paddelboot hatte einen Hintergrund. Bisher nahm man, wenn es einen überkam, das Arbeitsboot und segelte über die Oder, zu einer der kleinen, verschwiegenen, hinterpommersche Kneipen in Ihnamünde. Eines Tages bei der nächtlichen Rückkehr, ging Baumeister, nicht mehr ganz nüchtern, über Bord. Es erforderte seine Zeit, das schwere Segelboot auf Rückkurs zu bringen. Alles Rufen half nichts, Baumeister war verschwunden. "Er wird, das Wasser ist warm, an Land geschwommen sein, und uns dort lachend empfangen". Diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Alle waren ratlos. Es musste gemeldet werden. Nun schmeiss mal mit einer derartigen Meldung den Alten aus der Koje. "Wecken wir erst mal den II., Hans Neuss, mit dem kann man reden." Bevor Neuss den Alten weckte, segelten sie die Tour nochmal ab. Sie durchkämmten die Insel zur Oder hin, und suchten auch das gegenüber liegende Ufer bei Ihnamünde ab. Bei Morgengrauen war man sich sicher :"Baumeister ist abgesoffen." Einige meinten, ein Schiff könnte ihn aufgepickt haben. Aber Baumeister blieb verschwunden. Im grossen Delta der Oder wird keiner so schnell gefunden. Später hatte ich privat die Gelegenheit, das Oderhaff abzusegeln. Heimlich sah ich in jede Schilfbucht, als könne ich dort Baumeister entdecken.
Die Segelei mit dem Arbeitsschiff zum Privatvergnügen hatte ein Ende und war der Beginn von Brunos Bootsbauerei. Es traf ihn nämlich besonders hart. Er hatte drüben im Hinterpommerschen bei Bauer Schnipkoweits Dreimädelhaus einen Pflock eingeschlagen. Eine der Schönen hatte es ihm angetan. "Wenn der Krieg aus ist, werde ich Bauer." Schon jetzt machte er sich auf dem Hof mit allerlei Holzarbeiten nützlich.
Die Liebe ist eine Himmelsmacht. Ein Boot musste her.
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"Milchbubi"
Wir an Bord mussten irgend wie beschäftigt werden. Meine bisherigen seemänischen Kenntnisse, Deckschrubben, Farbe waschen, Pönen, Messing putzen und nicht zu vergessen, Matrazen schleppen, wurden jetzt durch Rost klopfen erweitert. Das war eine elende Schinderei. Ich ging dem, mit einem täglichen Spaziergang nach Pölitz, aus dem Weg. Ich war zum Einkäufer befördert worden, für die tägliche Milchration für die Kombüse. Das brachte mir einen neuen Titel von der Frau des II., Hans Neuss, ein. Ich war von da an der "Milchbubi"; immerhin besser, als "Milchmädchen. Donnerstags kam der Fischeinkauf dazu. Das Dienstrad benutzte ich nur für schwere Lasten. Die Fische, das waren Plötzen und Brassen, elendes grätenreiches Zeug. So etwas kannte ich nicht. als Bremerhavener war ich mit Seefisch verwöhnt. Manchmal gab es, weil wir gute Kunden waren, einen Hecht oder Zander als Zugabe. Das sollten Edelfische sein. Ob sie edel waren oder nicht, blieb mir verborgen. sie kamen nur bei den hohen Mittschiffsleuten auf den Tisch. Freitags Fisch. Auf den Gräten mochte ich nicht herum kauen. Die Vorsuppe rettete mich. es gab Brotsuppe mit Rosinen. Die Reste der Woche wurden freitags, zu dieser, mir köstlich schmeckenden Suppe, verarbeitet. Den Fisch überliess ich den Anderen. Die Verpflegung war schon vom Mangel bestimmt. Fritz, einer der Köche gab sich alle Mühe. Hätte er nicht großzügig mit Zuckerculeur und der Maggiflasche gearbeitet, hätte das Essen wohl noch schlimmer geschmeckt. Ich holte mir beim Pferdeschlachter Pupke, in Pölitz, oft ein ordentliches Stück Pferdewurst. Die schmeckte gut, und ich wurde satt. Fürs Schiff kaufte ich ein Mal in der Woche Pferdegulasch. Doch es gab einigen Protest gegen "Hotte Hü" auf dem Teller.



Ich genoss die morgendlichen Wanderungen. Ich liess mir Zeit, nahm nicht die Strasse, sondern eine Abkürzung durch die Rieselfelder. Ich wusste nicht, warum, aber dieser Schleichweg war verboten. Die einzige Gefahr bestand darin, dass die Dämme bei viel Regen brechen könnten. Wir benutzten diesen Weg auch nachts. Ohne Mondschein war es unheimlich. Weit und breit war keine Menschenseele. Wir brüllten das neuste Lied von Hans Leip: "Lili Marleen", gesungen von Lale Andersen, einer Bremerhavener Deern. Ihr bürgerlicher Name war Liselotte Helene Bunnenberg, Tochter eines Lloydstewards, wie sollte es in Bremerhaven auch anders sein.


Der Schinken im Salz und seine Folgen
Fliegeralarm war selten, und immer nur nachts. Zu der Zeit nahm man sie noch nicht so ernst. Sie drehten über unserem Schiff. Die feindlichen Flieger orientierten sich zuerst an der Oder, dann war unser, hoch aus der flachen Landschaft ragender "Pott" der nächste ideale Peilpunkt, um Kurs auf die IG - Farbenwerke, das Hydrierwerk und Peenemünde, zu nehmen. Von diesen Zielen wussten wir natürlich, wie üblich, nichts. Hohe Militärs kamen an Bord, und es wurde überlegt, das Schiff öfter an einen anderen Liegeplatz, zu verholen. Die Idee wurde verworfen, es hätte wohl keinen grossen Nutzen gehabt. Man sprach davon, dass etliche Kilometer vom Hydrierwerk, ein Scheinwerk aus Holz errichtet werden sollte.
Eines Nachts gab es Fliegeralarm, als ich gerade mit dem Rad zurück zum Schiff wollte. Die Strassen in Pölitz waren dunkel und leer. "Halt! Warte!" Überall gab es Warte. Blockwarte, Hauswarte, Luftschutzwarte, und sonstige Wärter. Zwei davon hielten mich an. Sie nahmen den Krieg sehr ernst. Sie hatten ein Amt, somit Macht und Verstand. "Zum Polenschiff ?" Höchst verdächtig! Vor allem wegen meines polnischen Nachnamens. Ich wurde erst einmal eingesperrt. Die Polizei telefonierte mit dem Schiff, und verlangte mitten in der Nacht, dass jemand käme, um den Verdächtigen zu identifizieren. Hans, der II. meinte nur :"Der soll sich mal ordentlich ausschlafen." Am nächsten Morgen liess man mich laufen. Doch Strafe musste sein. Der Kapitän verdonnerte mich zum kriegswichtigen, "eisernem Sparen". Was aus meinem Geld wurde, weiß ich nicht. Es verschwand wohl in den Kriegskassen.
Als Bruno damit ankam, das er seinem Schwiegervater in spe versprochen hatte, dass einige von uns bei der Heuernte helfen würden,meldeten sich ein paar Männer freiwillig. Unser "Alter" konnte gegen kriegswichtige Erntehilfe nichts einzuwenden haben. Sie freuten sich über die Abwechslung. Die Töchter des Bauern hatten natürlich auch keine geringe Anziehungskraft. Ich wollte nicht mit. Wie sagte Grossvater, der alte Krieger immer :"Niemals freiwillig melden." Doch der Alte verdonnerte mich dazu, denn ich hatte noch einen Schinken bei ihm im Salz.

Der Sommer war sehr heiss. Die Hitze war gut fürs Heu, aber eine Tortur für die, die Feldarbeit nicht gewohnten, Seeleute. Nach jeder Fuhre hingen wir unter der Pumpe. Abends wurde es immer reichlich spät. Das Heu musste rein. Schnell wieder an die Pumpe, zur innerlichen Erfrischung, dann in die Ihna zur äusseren Abkühlung. An andere Reize dachte keiner mehr. Das Essen war ungewöhnlich. Es gab Dickmilch mit grünem Salat. Wir schliefen in Betten auf Stroh, die Federbetten waren wintertauglich. Die offenen Fenster luden die Mücken zu einem Festmahl ein. Seemannsblut schien eine Delikatesse zu sein. Drei Tage waren genug. Ob Bruno noch Bauer werden wollte?
Ich beeilte mich, wieder an Bord zu kommen. Ich hatte Angst, das meine Vertretung am Einkauf Gefallen gefunden haben könnte, und ich meine Aufgabe los war. Die Angst war unbegründet. Otje Schaller war froh, davon befreit zu sein. Das Rostklopfen und Pönen war zu meinem Glück eingestellt worden. Man hatte festgestellt, das die Kriegsfarben auf Kunststoffbasis keinen Schutz gegen neuen Rost boten.
Nach ein paar Tagen hatte ich mich von dem unfreiwilligen Ernteeinsatz erholt. Die Knochen taten nicht mehr weh und die Mückenstiche waren weg. In Ihnamünde mit der gemütlichen Kneipe, mit dem schönen Namen "Kaffeeberg", war ich nie wieder.

So nahmen wir teil am grossen Weltgeschehen. Tagsüber badeten wir in der Oder, abends saßen wir oft in Luke 4 in der "Bar", dem Bierausschank für die Polen. Für ihren mageren Lohn bekamen sie dort etwas Ablenkung durch Bier und Musik. Eng war es in dem Kabuff. Aber man rückte zusammen. Die "Bardame" war die Frau eines unserer Maschinisten. Musik lieferte die Polenkapelle. Karl, unser Musikexperte, war voll des Lobes. Auch er hatte mehr drauf, als "Bel Ami". Paul Pinto, unser Koch, spielte auf seiner Mundharmonika Jazz, "Negermusik!" Teddy Stauffer :" In einer Hafenbar spielen Kongoneger Panama." Ich spielte Schach mit Rudi Wiehle, dem I. Steward. Einsatz war immer eine Flasche roten, französischen Beuteweins zu 50 Pfennig. Nebenan in einer der freien Buden ging es um höhere Beträge. Es wurde gezockt.

Wilma und ein Buchstabe zuviel
Ich fuhr manchmal mit Karel, dem SS - Mann, wir hatten uns angefreundet, oft aber auch  alleine nach Stettin, zum Barbummel. Café Willy in der Moltkestrasse, Café Ponard am Paradeplatz, waren die Anlaufpunkte. So viele junge Damen! Wir waren gern gesehen, da Männermangel an der Heimatfront herrschte. Mit dem letzten Zug fuhr ich zurück. Ich landete mehr als einmal in Ziegenort, der Endstation. Ich war eingeschlafen und hatte Pölitz verpasst. Was tun? Im Bahnhof konnte ich nicht warten, der wurde abgeschlossen, also laufen. Es waren rund 20 Km. Ich kam gleichzeitig mit dem ersten Zug aus Ziegenort in Pölitz an. Auf einer meiner Touren lernte ich im Zug Wilma aus Jasenitz kennen. Jasenitz lag drei Kilometer von Pölitz entfernt. Drei Kilometer, die ich oft maschierte.
Als Wilma und ich wieder einmal nach Stettin fuhren, waren eine Freundin von Wilma, und Karel mit von der Partie. Wilmas Freundin war etwas enttäuscht. Sie hatte einen jungen Mann in fescher  Uniform erwartet. Jung war Karel, aber er kam in Knickerbockern. Wir Seeleute und auch die Wachleute trugen Uniform nur, wenn offizieller Besuch an Bord kam. In Stettin, im "Trocadero" war Wunschkonzert auf Zuruf. Es wurde ein lustiger Abend. Wilma rief laut ihren Wunsch durch die Bar :"Erotika!" Ich kannte das Stück nicht und der Titel war mir sehr peinlich, die Kapelle spielte es auch nicht. "Heimat, deine Sterne", war wegen des Heimwehs vieler, angesagter. Zurück an Bord, fragte ich erst mal Karl, unseren Musikexperten :"Erotika, was ist das für ein Lied?" Mit der Antwort konnte ich nichts anfangen :"Das ist von einem ganz Grossen. Du hast einen Buchstaben zuviel, genau so, wie in "arisch" das "i" zuviel ist." Verstanden habe ich es erst viele Jahre später, und es blieb eine liebe Erinnerung an einen fröhlichen, versoffenen Heizer. Karl wohl der einzige Heizer der christlichen Seefahrt, der Musik studiert hatte. Was hatte ihn wohl an den Suff, und in die Maschine, gebracht?





Die Fahrten nach Stettin mit den Damen und andere Extravaganzen waren nicht billig. Doch ich hatte eine Einnahmequelle auf getan, und konnte es mir leisten. Ich kellnerte an den Wochenenden in Pölitz, im "Hotel zur Post" bei Willi Wolf. Kellner waren in der Heimat knapp. Der Füher hatte zu den Waffen gerufen. Für die Musik sorgten Karl und ein blinder Schlagzeuger. Rudi, unser Steward verpasste mir eine weisse Jacke und versuchte, mir das Binden einer Fliege, bei zu bringen. Doch ich begriff es nicht. Fliegenknoten gehören nun mal nicht zu den Seemannsknoten. Eine dunkle Krawatte tat es auch. Der Tanzsaal bei Willi brummte. Für die Enlohnung der Musiker sorgte ich. Immer, wenn ihnen jemand ein Bier spendieren wollte, sagte ich :"Ein Groschen tut´s auch," und Bargeld lachte. Es war ein Leben, wie im tiefsten Frieden; Piesporter Goldtröpfchen, Kröver Nacktarsch, Liebfrauenmilch und Oppenheimer Krötenbrunnen, alles noch Vorkriegsware. Gekühlt wurde der Wein in einer grossen, mit Wasser gefüllten Zinkwanne hinter der Theke. Die Etiketten lösten sich bald ab, und wurden je nach Bestellung, heraus gefischt, und auf irgendeine Flasche geklatscht. Beschwerden gab es nie. Als Kellner machte ich eine gute Mark. Fast noch wichtiger, als das Geld, waren angesichts unserer mageren Bordverpflegung, die riesigen Portionen pommerschen Schweinebratens.
Zusatzverpflegung brachte auch meine, nicht ganz selbstlose Hilfe beim Brötchen backen morgens in der Bordküche. Ich knetete Teig, und rollte ihn zu einzelnen Portionen. Es war nicht ganz einfach, mit links und rechts gleichzeitig, ein Brötchen zu formen. Jetzt wusste ich auch, warum Brötchen in Amerika "Rolls" hiessen. Wenn der Ofen die richtige Temperatur hatte, Bleche hinein, ein Tasse Wasser hinter her, und warten auf goldbraune, herrlich duftende Brötchen. Bis zum Frühstück, hatte ich schon meine Portion mit Margarine verdrückt. Das gleiche hatte ich auf der "Bremen" erlebt, nur mit Butter.



An den Wochenenden, an denen ich kellnerte, war auch immer Wilma da. Mir gefiel es nicht, dass sie mit jedem "Trottel" tanzte. Ich war eifersüchtig. Auch die Hitlerjungen  vergällten mir den Spaß an der Arbeit. Kraft ihrer Armbinde, hatten sie die Macht, Jugendliche vom Vergnügen auszuschliessen. Wilma ging ja noch zur Schule, und hätte als BdM - Mädchen grossen Ärger bekommem können. Eine weitere Gefahr war war die häufige Androhung von Prügel. Ich hatte den Auftrag vom Wirt, unter den Tischen versteckte, selbst mit gebrachte Schnapsflaschen zu melden. Es war dann Korkengeld fällig. Die erwischten Gäste drohten mir. "Bist du schon mal gegen solch eine Faust gelaufen?" Die Sprüche und die H.J. - Streifen liessen mich meine Kellnerlaufbahn in Pölitz beenden. Doch Kellnern würde später noch, ein paar Mal, meinem Lebensweg eine neue Richtung geben.


Meine morgendlichen Dienstwege und Wilma, die ich, wenn es die Zeit zuließ, von der Bugenhagen - Oberschule, abholte, ließen keine Langeweile aufkommen. Ich war immer im Trab. Ich hatte aber das Gefühl, in diesem einsamen Winkel der Erde, zu versauern.Da kam der Einberufungsbefehl zum Reichsarbeitsdienst gerade recht. Endlich neue Tapeten sehen! Leider funkte der "Alte" dazwischen. Seeleute seien unabkömmlich. Später, als ich Jüngere als mich, mit Panzerfäusten im Arm und schief sitzenden Helmen auf den Kinderköpfen sah, war ich ihm für diese Einmischung, nachträglich, sehr dankbar.
Meine Zeit war aus gefüllt. Ich ließ mich von Wilma sogar öfter sonntags in die Kirche schleppen. Der Lohn dafür war ein dicker Rollbraten mit Backpflaumen bei ihrer Familie.

Nach und nach bemerkten wir Risse in dieser scheinbaren Idylle. Max Kuhr, der "Polenpostminister" hatte sich freiwillig zur Front gemeldet. Er konnte das Lagerleben nicht mehr ertragen. Auch wir litten mit, nachdem die Lagerleitung immer öfter Polen für kleine Vergehen verprügelte.  In der Schule waren wir zwar oft verprügelt worden, das war derzeit normal, aber hier hörte ich die Schreie von Erwachsenen aus den Büros der SS, die in unserem Wohnbereich lagen. Nicht einmal der Kapitän, auf einem Schiff nächster zu Gott, konnte eingfeifen. Es war schrecklich. Wie war die Welt verkommen.



Der Stapellauf von Brunos Paddelboot stand an. Es war, wie gesagt, wegen der Werkstattlänge, etwas zu kurz geraten. Das bedeutete Stabilitätsprobleme.Schon der Einstieg war eine wackelige Angelegenheit. Als erstes machte Bruno eine Eskimorolle, allerdings nur die Hälfte davon. Mit unserer Hilfe kam er prustend wieder an die Oberfläche. Noch ein Toter wäre für den Alten zuviel gewesen. Bruno musste sein Boot verschrotten.
Das Holz bekam Hans Hansen für seinen Räucherofen. Hans war ein Matrose aus Dänemark. Per Lastkraftwagen versorgte ihn unser Wehrmachtsfahrer oft mit einer Kiste Bier. Es war, unter der Koje verstaut, sein Schlafmittel. Oft hörte ich nachts, in meiner Koje über ihm, sein "gluck - gluck - gluck." Unser Däne war ein glühender Verehrer unseres Führers. Ein Foto Hitlers hing neben dem Bild eines dänischen S.A. - Führers in seiner Koje. Hans´ Lektüre war das Buch, das die Bibel ersetzen sollte : Hitlers "Mein Kampf". Es war bestimmt das einzige Exemplar an Bord. Ich sollte ihm manchmal Passagen, die er nicht verstand, erklären. Ich verstand meist auch nichts. Hans versuchte sich, mit wenig Erfolg, als Missionar. Selbst bei den SS - Leuten konnte er nichts werden.
     Hans kam aus der Fischerei. Er hatte in seiner vielen Freizeit lange Stellnetze geknüpft. Vor dem Schilf am Ufer aufgestellt, mit einer Stange die Fische auf gescheucht, brachten sie gute Ergebnisse. Nur, was sollten wir mit dem "Unkraut", den Plötzen und Brassen, anfangen? Diese grätigen Dinger holte ich ja jeden Donnerstag aus Pölitz. Hans wollte sie kochen und sauer einlegen. "Dann merkst du die Gräten nicht mehr." Doch Fritz Einen, unser Koch, schmiss ihn aus der Küche. Es spielte vielleicht auch eine Rolle, das er selbst Kommunist war. Hans bastelte darauf hin, an Land, einen Räucherofen. Die Polen waren dankbare Abnehmer seiner Erzeugnisse.
Zum Aalfang taugten die Netze nichts. Eine Reuse musste her. Bruno, der mit seinem Buchenholz sehr knauserte, versprach, fürs Aale räuchern, Holz zur Verfügung zu stellen.
Hans meinte, dass es hier Milchaale geben müsste. Die seien sehr selten.
Aale wandern über Wiesen zum nächsten Gewässer. Das ist Tatsache. Aber laut Hans, gingen sie bei ihren Wanderungen an die Euter der Kühe. Das sind dann die Milchaale, das Beste, was es gibt. Die Bauern, die ich bei Mudder Wohlkopf in unserer Kneipe traf, guckten skeptisch bei meiner Erzählung. Obwohl, der eine oder andere hatte schon erlebt, dass morgens Kühe trocken waren. Das könnten die Aale gewesen sein. Ich behielt für mich, das "Knalloog" , einer aus der Maschine, oft früh morgens mit einer kanne Milch an Bord kam.
Er hiess eigentlich Hermann, aber unter uns nur "Knalloog". Hans Neuss, drastisch wie immer, meinte :"Auf dem Gesicht muss einer mit dem Arsch gesessen haben", und zu seinen krummen Beinen :" Ein Wunder, das der damit gerade aus laufen kann." Frauen schienen ihm aus dem Weg zu gehen. Aber wir erfuhren es noch :"Auf jeden Pott passt ein Deckel."

Zwei Neue
Als ob wir nicht genug Leute hätten, kamen noch zwei neue Matrosen an Bord. Es waren die ersten Besatzungsmitglieder aus Pommern. Die Stettiner Bäderlinie, zwischen den Orten, mit so wohl klingenden Namen wie: Ahlbeck, Zinnowitz, Heringsdorf, Misdroy, u.a., hatte ihren Fahrdienst eingeschränkt. Jetzt badeten Viele kostenlos am Atlantik, oder sonst wo in der Welt. Der "Führer" machte es möglich.
Franz Sasse kam aus Ziegenort am Oderhaff, der Andere kam aus Wollin, am Oderdelta. Er wurde immer nur "der Wolliner" genannt. Ziegenort liegt in Vorpommern, Wollin ist schon Hinterpommern. Die Beiden Neuen verband eine lustige Hassliebe, Wobei es mehr Liebe unter Pommerschen Freunden war. Der Wolliner :"Wir sind das Land mit den grossen Gütern verdienter Heerführer!" Franz :"Ihr habt ja noch Leibeigenschaft!"
Hinterpommern war "Mackensen - Land". Hier lebten sie alle, die grossen "Feldherren", vom Kaiser für glorreiche Schlachten mit Land und Gütern bedacht. Franz :"Den Mackensen, den alten Tattergreis, hat sich der Gefreite aus Braunau an seinen Hut gesteckt.
Später in Danzig lernte ich einen Leutnant vom Afrikakorps kennen. Er hatte ein Bein gegen ein Ritterkreuz eingetauscht. Auch er erwartete noch Dank für seinen Einsatz, Allerdings bescheidener :"10 Morgen mittlerer Sandboden in der märkischen Heide wären schön."
Franz ärgerte den Wolliner mit einer Geschichte vom Kaiserbesuch in Pommern: In Vorpommern wurde der Kaiser mit Glanz und Gloria empfangen. Dem wollten die Hinterpommern nicht nach stehen. Ein grosses Transparent wurde aufgehängt:
     "Wurdest du im Vorderm gut aufgenommen,
      Tönt dir aus dem Hintern ein donnerndes Willkommen!"
Solche Scherze taten der Freudschaft keinen Abbruch. Die Beiden lachten zusammen darüber und wir lachten mit. Franz hatte immer einen Spruch auf den Lippen :
     "Der Pommer,
      Ist im Winter,
      Genau so dumm,
      Wie im Sommer."
Oder:
     "Ein Pommer rechter Art,
      Trägt seinen Pelz
      Bis Himmelfahrt."
Er beherrschte auch viele urige Couplets. Ab dem dritten Bier überkam es ihn. In unserer Kneipe, "Die Schanze", bei Mudder Wohlkopf hörte ich die Geschichte von der Docke zum ersten Mal. Docke ist altdeutsch für Puppe, oder Mädchen. Zwei Brüder stritten sich um ein Mädchen. Am Ende beschlossen sie die Teilung. Dem, der so viel von ihrer Schönheit schwärmte, wurde angedient :
     "So lieber Bruder, nimm du den oberen Teil der Docke,
      Den mit dem Unterrocke, den lasse mir."
Franz überraschte uns mit einer Einladung. Wir sollten zu seinem Geburtstag nach Ziegenort kommen. Ein gutes halbes Dutzend von uns machte sich auf den Weg. Franz begrüsste uns freudig. Einen, der schon Anwesenden, stellte er mir mit den Worten vor : "Das ist der, der die letzten vier Messerschmidtbomber nach England geflogen hat." Ich, der kaum etwas über Flugzeuge wusste, muss blöd aus der Wäsche geguckt haben. Mein Gegenüber verwickelte mich in ein Fachgespräch. Ich konnte dem nicht folgen. Franz högte sich. Er hatte mir den Dorftrottel, der nichts wusste, als alles über Flugzeuge, auf den Hals gehetzt. Unser II. zu mir :"Gleich und Gleich gesellt sich gern." Was soll´s ? Den meisten Trotteln sieht man es nicht an.
Es wurde ein gelungenes Fest. Es gab mehr als genug zu essen. Franz, der Seemann hatte  nebenbei eine kleine Landwirtschaft. Kuchen mit so viel Sahne hatte ich schon lange nicht mehr gesehen. Abends gab es Wruken (Steckrüben) mit Bergen von Schweinefleisch. Die Esserei wurde, kriegsbedingt, neben dem Suff, immer wichtiger.
Pferdeschlachter Pupke rückte ohne Lebensmittelmarken nichts mehr raus. Die Pferde, die man den Polen vorm Pflug weg klaute, wurden weniger. Man sang zur Melodie von "Lilli Marleen" : Alle Leute soll´n es seh´n, wenn wir bei Pupke Schlange steh´n...!
Wäre die Aussage vom Heuerbaas doch bloss wahr gewesen. Wie schön müsste es jetzt auf einem Lebensmitteltransporter sein.

"Müssiggangster"
Rudi, der Steward, machte eines Abends in seinem Reich, der Pantry, ein Fass auf. Kein Bier, sondern ein Fass mit Salzheringen. Bei knapper werdenden Lebensmitteln bekamen die, sonst als "Arme - Leute - Essen"gemiedenen "Aussenbordskameraden", ihre Wertschätzung. Die Frage des Wohers stellte man in der Kriegszeit nicht. Hering auf Schwarzbrot und ein Bier dazu, herrlich! Langsam füllte sich die Pantry, die ein Quiddje  Anrichte nennen würde. Wie auf allen Schiffen, standen auch hier Kakerlakenfallen. Die einfachsten bestehen aus einem grossen Glas mit etwas Bier, oder Kaffeepulver darin. Der Rand wird von innen mit Fett bestrichen. Eins der Gläser war schon gut gefüllt mit toten und noch einigen zappelnden Selbstmordkandidaten. Einer konnte das Leiden nicht mehr mit ansehen. Er füllte das Glas mit Bier auf. Der III. aus der Maschine rief :"Wer das aus trinkt, bekommt eine Flasche Cognac!" Karl riss das Glas hoch und hatte es in einem Zug weg gewuppt. Für Cognac tat er alles. Versprochen war versprochen. Her mit der Buddel. In Wahrheit war der Cognac Weinbrandverschnitt. Aber Schnaps war Schnaps, besonders zu der Zeit. Alle freuten sich auf einen ordentlichen Schluck, wussten sie doch, das unser Karl immer großzügig war. Die Flasche wurde vors Licht gehalten, um die schöne Farbe zu bewundern. Das Entsetzen war gross: Kleine Fliegen im "Cognac"! Die Buddel blieb dicht. "Die bringe ich zurück, zum Händler" , meinte der Spender. Davon wurde er aber wohlweislich abgehalten und es wurde gebeichtet, dass man den Schnaps schon längst aus gesoffen hatte, und mit kaltem Kaffee waren die Fliegen mit hinein gerutscht.

Im Hydrierwerk war Heinz Gildehaus, ein Ingenieur aus Bremerhaven beschäftigt. Er hatte sein Segelboot von Zuhause kommen lassen, und benötigte eine seemännische Hand zum Auftakeln. Von einem hohen Metallgerüst am Wasserrand aus - heute weiss ich, dass es eine Rohrleitungsbrücke des Hydrierwerks war - half ich beim Aufrichten des Mastes. Das Aufriggen war dann schnell getan. Wir machten herrliche Törns auf der Oder und im Haff. Ich lernte Ziegenort von der Wasserseite her kennen. Ziegenort lag schon nicht mehr an der Oder, sondern am Papenwasser. Das Oderdelta war ein wunderschönes Segelrevier, Achterwasser, Kaiserwasser, usw. Bei mir schlich sich aber immer wieder der Gedanke ein - Irgendwo hier muss Baumeister sein -



Gastfreundschaft
Wilma wurde nach anfänglichem Zögern eine begeisterte Seglerin. Doch dann kam sie zur Schullandverschickung. Sie fehlte mir. Ich stromerte allein durch Pölitz. Vor den Kneipen horchte ich, ob ich Karl spielen hörte. Er war immer eine Freibierquelle. Unter seinem Stuhl sammelte sich immer ein Vorrat an gespendeten Bieren. Es reichte auch für uns "Nassauer".
Ich machte auch allein eine Runde durch Stettin, ich traf keine Bekannten, aber im letzten Zug nach Pölitz saß "Knalloog". Aufwachen in Ziegenort, wieder mal Pölitz verpennt. "Warum hast du mich nicht geweckt?" "Hab´ selbst verpennt."Das bedeutete, wieder mal maschieren. "Nee", sagte Knalloog, "Komm´mit." Auf Franz´Geburtstag hatte er zarte Bande geknüpft. Er wurde bereits erwartet. Es wurde ein Berg kalter Plinsen verputzt. Wir übernachteten dort. Als ich aufstand, saß Knalloog schon vor einer Pfanne voll Spiegeleier. Ich glaubte, nicht richtig zu hören: "Lass´ ihn auch mal," nuschelte er mit vollem Mund. "Ihm hat ja schon," kam´s von der Hausfrau. Ich hätte vor Scham im Boden versinken mögen. Ich hatte ja gar nicht gewollt, aber war mein Widerstand war auch nicht sehr groß. Knalloog verzog keine Miene. Er war damit beschäftigt, mit einem Stück Brot, die letzten Reste aus der Pfanne zu wischen. Jetzt war ich dran, mit einer Pfanne Spiegeleier.
Es war die älteste Dame meiner erotischen Laufbahn. Pommern sind eben sehr gastfreundlich.
Kurze Zeit später, wurde Knalloog bei der Arbeit vermisst.. Damit er nicht zu viel Ärger bekäme, gab ich einen Hinweis auf seinen eventuellen Aufenthaltsort. Ich glaubte, ihm Gutes zu erweisen. aber nachdem sie ihn gefunden hatten, wurde er in die Heimat abgeschoben. Später schämte ich mich. Ich hatte ihn völlig naiv verraten. Wer weiss, ob er den Krieg in Ziegenort nicht besser überstanden hätte. Ich hörte nichts mehr von ihm. Nach diesem Ereignis mied ich Ziegenort.

Unser Alltag war ein Leben mitten drin, und doch so fern vom grossen Weltgeschehen. Aus dem Lautsprecher kam täglich der Wehrmachtsbericht, monoton langsam, wie zum Mitschreiben. Man hörte nicht mehr hin. Zeitungen gab es auch nicht an Bord. Keiner vermisste sie. Ich kaufte mir manchmal eine in Pölitz, die "Berliner Illustrierte", aber hauptsächlich wegen der Witze auf der Rückseite.
Im Salon gab es eine Bücherei mit vorwiegend englischer Literatur. Die "Bremerhaven" war ja ein alter Engländer. Interessanter, besonders für unseren Musikus Karl, war die Plattensammlung. Wenn der Salon leer war, er war nur für die höheren Range, nutzten wir die Gelegenheit, und dudelten die alten Schwarten ab. Karl schrieb eifrig Noten mit. "Pi Ka Ku Ke, composer unknown, eine hawaiianische Weise". Er meinte, es sei ein altes deutsches Volkslied, ich war für eine italienische Weise. Ich glaubte, es war "Santa Lucia". Konnte es ihm aber, unmusikalisch, wie ich war, nicht vermitteln. Ich dachte an Maria.


Entsetzen
Eines Tages tat sich an Land etwas. Zimmerleute bauten irgend etwas auf. Wir waren neugierig. Zuerst liess sich noch nichts erkennen. Doch dann dämmerte es uns. Unter einem der Handkräne mit seinem Haken, entstand ein Gerüst mit einer Bodenplatte. In ihr war eine Klappe. "Verdammt, das ist ein Galgen!" An einem Sonntag, weil dann alle Inhaftierten an Bord waren, schleppten die SS - Leute einen Polen heran. Es wurde etwas auf Polnisch verlesen, wahrscheinlich das Urteil.
Unsere ganze Mannschaft, vom Kapitän abwärts, stand an Deck und an den Bullaugen, um sich das schreckliche Schauspiel anzusehen. Was geht in Menschen vor. Ich bereue es heute noch. Was kam, war grausam. Nach der Urteilsverlesung mussten zwei Polen ihren, an den Füssen gefesselten Landsmann aufs Gerüst schleppen. Die SS - Leute machten sich ihre Finger nicht schmutzig. Die Augen wurden verbunden, die Schlinge um den Hals gelegt. Wir, mit Tauen vertraut, glaubten unseren Augen nicht. Der Tampen war, für das Gewicht, eindeutig zu schwach, vor allen Dingen auch wegen seiner langen Lose. Die Henker hatten noch nicht viel Erfahrung, was sich bekannterweise schnell änderte.
Die Klappe fiel, und der Tampen riss. Der arme Kerl fand sich im Balkengewirr des Galgens wieder. Er lebte noch. Die SS - Leute zehrten ihn aus dem Gerüst, und schleppten ihn wieder nach oben. Sollte es nicht genug sein? Im Mittelalter soll das anders gewesen sein. Weil man dem Seil nicht mehr traute, kurbelte man den Polen jetzt mit dem Handkran himmelwärts. Es ist eine langsame und grausame Art, so zu sterben. An Bord wurden die Luken geöffnet. Alle Polen mussten, wohl zur Abschreckung, an ihrem toten Kameraden vorbei marschieren. Was immer das Verbrechen des Gehängten gewesen war, wir erfuhren es nicht. Es hiess, er habe mit einer Taschenlampe feindlichen Fliegern Signale gegeben. Wir glaubten das nicht, eher schon, wir hörten es öfter, war es die Liebe  zu einer Deutschen, und das bedeutete Todesstrafe.
Ich hatte aus einem Bullauge, heimlich mit meiner Box, ein Foto von dem dem schrecklichen Tun gemacht. Ich glaubte, dass es wichtig wäre. Das Bild schickte ich vorsichtshalber zu meinen Großeltern nach Bremerhaven. Sie haben es leider aus Angst sofort vernichtet.
Abends spielte die Polenkapelle das alte polnische Kampflied :"Noch ist Polen nicht verloren!" Und :"Lilli Marleen". Uns schmeckte kein Bier. Bald wurde ein weiterer Pole gehängt. Keiner schaute mehr zu.
Pölitz war nach diesen Ereignissen nicht mehr das alte Pölitz. Wir wurden von wildfremden Leuten angesprochen, und mit den Vorkommnissen in Verbindung gebracht. Ich sprach oft mit Wilma, verschwieg aber, dass ich zu geschaut hatte.

Krieg mit Russland
Rudi, unser Steward, erwartete Besuch. Seine Frau mit Tochter wollte aus Bremerhaven kommen. Rudi mietete in Messenthin, bei Stettin, eines der dortigen schönen Sommerhäuser. Sie standen meist leer. Der Bedarf an Sommerfrische war gering. Die Männer trieben sich in der Welt herum. Rudi wollte vorsorgen. Lebensmittel, doch vorwiegend geistige Getränke mussten per Bahn nach Messenthin geschafft werden. Ich sollte schleppen helfen. Bis nach Pölitz stellte sich unser Transportsoldat zur Verfügung, natürlich gegen Bezahlung. Er nahm Zigaretten oder Schnaps. Geld nahm er nicht, das wäre, seiner Meinung nach, Bestechung.
In Pölitz sollten, für den Hausstand, noch Eierbecher gekauft werden. Im Kaufhaus, Rudi war sehr anfällig, gab es reizende Verkäuferinnen. Rudi war auch ein zu schöner Mann. Schwarze Haare, Mittelscheitel mit viel Pomade, eine sehr gepflegte Erscheinung. An Bord nannte man ihn "Parfumbubi." Rudi wollte erst einmal die Eierbecher, passend, mit Eierlikör, aus unserem Bestand testen. Er liess seinen Charme spielen, und die Damen zierten sich nicht lange. Etliche Flaschen Schnaps erlebten Messenthin nicht mehr. Der Ladenbesitzer kam aus der Mittagspause, und beteiligte sich nur zu gerne, Kunden blieben länger. Es wurde lustig. Die Fahrt nach Messenthin wurde aufgeschoben.Auch der Besuch von Rudis Familie wurde verschoben. Das Kriegsgeschrei verhinderte die Reise. "Stalin, ein Freund des Führers, überfiel Deutschland im tiefsten Frieden!" hiess es. Hatte Stalin uns nicht in Murmansk mit der "Bremen", und vielen anderen Schiffen Unterschlupf gewährt? "Aber so sind die Russen." Erst überfallen sie Finnland, und jetzt das deutsche Reich. Das war die allgemeine Meinung. Sogar die Polen an Bord waren sich mit den Deutschen einig. Mit den Russen hatten sie in ihrer Geschichte auch keine guten Erfahrungen gemacht. Dass Deutschland den Krieg begonnen hatte, wurde verschwiegen.
In Pölitz änderte sich dadurch nichts. Hans hatte seine Aalreuse in Arbeit, Bruno schnitzte, Karl soff und musizierte, ich holte jeden Morgen Milch, und die Polen saßen, wie immer sonntags, im Gras und frönten ihrer Leidenschaft: Stiefel putzen. Darauf verwendeten sie viel Zeit. Polnischen Stiefel waren das schönste, weichste Schuhwerk, das es gab.
Im täglichen Wehrmachtsbericht hörten wir :" Die Russen haben sich verrechnet. Die deutsche Wehrmacht schlägt zurück. Bald herrscht wieder Ruhe. Leningrad ist belagert, und Moskau ist in Sicht. Wir treffen uns auf dem roten Platz."

    Deutsche Panzer auf dem Vormarsch in Russland


Auf Wiedersehen, mein Pölitz
Das Baltikum war befreit. Die alte Linienfahrt vom "Seedinst Ostpreussen", Stettin - Lettland - Finnland , sollte wieder neu eingerichtet werden. Sollten die Baltendeutschen, die wir 1939 " heim ins Reich" geholt hatten, wieder zurück gesiedelt werden??? Schiffe mussten her. Die ehemaligen Schiffe vom Seedienst waren zu Beginn des Krieges der Kriegsmarine unterstellt worden. 


Die M.S. Tannenberg vom Ostpreussischen Seedienst (Aus: Danzig u. seine Ostseebäder)

Die Bananenfahrt wartete noch immer auf den Endsieg. Ständiger Termin: nächste Weihnachten! Die Bananendampfer waren, wegen ihrer Klimaanlagen auch gut für Menschenfracht geeignet, und das Horten von Seemännern machte sich jetzt auch bezahlt.
Hans Neuss, unser II. Ingenieur sollte in Danzig auf dem Dampfer "Brake", auch ein Schiff der Unionreederei, einsteigen. Ein Matrose sollte mit. Ich war mit Hans befreundet, obwohl es nicht gerne gesehen wurde, dass höhere und niedere Ränge enger mit einander verkehrten. Er fragte mich :"Willst du mit?" Ich freute mich, von diesem Lotterleben in der Provinz, befreit zu werden. So wurde ich zum Vollmatrosen befördert. Beim Llyod dürfte ich jetzt drei Streifen am Kragen tragen. Hier liefen wir ja nur immer in selbst genähten Takelbuxen herum, Segeltuch wurde gestellt. Die, für die Beförderung notwendige Fahrzeit auf einem Segelschiff wurde bis zum Endsieg zurück gestellt.
Wie sage ich es meiner Wilma? "Danzig ist nicht weit. Ich komme öfter mal rüber. Ich schreibe oft." Ein schwieriges Versprechen. Wir wussten beide, dass es zu Ende war.