Dienstag, 10. Juni 2014

New York - That city, that doesn't sleep!

Vor New York passierten wir die Neufundland Bänke, das Nantucket Fireship, dann in den Hudson, an der Freiheitsstatue und dem Battery Park vorbei, zum Pier 86, dem Lloyd Pier.
Neben uns die Piers von Frankreich mit der Normandie, von Italien mit der Rex und die Briten mit der Queen.




Deck waschen nicht mehr nötig, Eisberge seltener, keine Temperaturmessungen mehr.
Warum heißen Eisberge auf englisch Iceberge und nicht Icehills oder -mountains?

Auf letzter 0-4 Wache können wir für unsere Passagiere noch einiges tun. Das Gepäck sorgsam für den Landgang vorbereiten. Mit dem Fahrstuhl aus der achtersten Luke ins Oberdeck, genannt "Cocktail-Shaker". Ein Deck über den vier Schrauben (Propellern) deren Wucht alles zum Zittern bringt. Wenn Wände und Decken "flattern" ist der Krach entsprechend.

Aus "Die Bremen kehrt heim" Hanns Tschira.





































Ende der Seereise, alle Passagiere gingen von Bord.

Unsere Passagiere waren in der ganzen Welt zu Hause, dass sah man an den damals üblichen Hotelaufklebern an den riesigen Schrankkoffern.

Anfang Sommer 1939 fiel der Mannschaft so einiges auf. An der Menge der Koffer sah man, dass auf der Route Bremerhaven-New York noch alles wie immer war. In die andere Richtung wurden die Koffer und somit Passagiere immer weniger.
Die Wache war die Zeit für Gespräche. Ich hörte zum Beispiel: "Jetzt haben sie schon die koschere Küche geschlossen." Ich wusste gar nicht was das war.

Durch die längere Abwesenheit, durch die Südamerikareise, war es an der Pier lebhaft. Viele von der Mannschaft hatten Freunde/Verwandte in New York. Auch die Polizei wartete schon sehnsüchtig. An der Pier immer ein halbes Dutzend "Harleys", das Fortbewegungsmittel der US Polizei. Die "Policemen" belagerten unsere Mannschaftsbar. Alle sprachen deutsch, die Hälfte der New Yorker Polizei sollte angeblich Deutsche sein, der Rest Iren. Sie kamen um mal wieder echten deutschen "Gerstensaft" zu genießen. Die Mannschaftsbar war dann fest in Händen der New Yorker Polizei. Bier gab es ja aber nur gegen Biermarken. Besatzungsmitglieder versorgten die Polizisten mit ihren nicht genutzten Biermarken, die sie gegen harte Dollars tauschten und erhöhten damit ihre Devisenkasse.

Aus "Die Siegesfahrt der Bremen" Adolf Ahrens

Der Hintergrund für unseren ständigen Geldmangel in der jeweiligen Landeswährung lag in der damals knappen deutschen Devisenwirtschaft. Es wurden im Monat nur 10 Reichsmark pro Person in Dollar ausgegeben. Das waren ca. 4 Dollar. Devisen waren knapp in Deutschland. Der "Führer" sagte: "Es gibt zuviele Devisenschieber."
Wie schiebt man Devisen? Hatte das vielleicht auch etwas zu tun mit dem Gold, was wir auf einer Reise in Southhampton übernahmen? Kilobarren von Hand zu Hand in langer Kette bis in den Safe.
Irgendjemand meinte: "Ich werde meine Hände nie wieder waschen!"
Es hieß: "Schiffe vom Norddeutschen Lloyd sind auch für Goldtransporte die sichersten Schiffe." Mussten die Engländer etwa noch Schulden aus dem 1. Weltkrieg an die Amerikaner tilgen?

Als alle Arbeiten erledigt waren ging es, endlich an Land. Meine ganz persönliche Inbesitznahme von New York fing wieder mit der Nase an. Ich konnte meine Geruchssammlung von Häfen um einen erweitern.
New York ein Naturwunder. Dazu gehörte auch das ich immer munter und mopsfidel war in New York. Es waren wohl die neuen Eindrücke und das spannende Geschehen dieser Stadt, die mich nicht ermüden ließen.
Einen Umstand den ich ausnützte, um New York zu erkunden. Hier hatte ich auch Zeit, denn es fiel wenig Arbeit für die Decksbesatzung an, es war die Gelegenheit Überstunden abzubauen und somit hatte viel Freizeit zur Verfügung.
Ich verliebte mich in New York, es war alles so neu.

Indianer erwartete ich nicht, die hatte man, so hatten wir in der Schule gelernt ausgerottet. Das gab es in Deutschland nicht. Die Hereros, die Hottentotten, das war weit weg, das zählte für mich nicht mehr. Und das die Zukunft viel Schlimmeres bringen würde wusste man noch nicht.
In New York sah ich meinen ersten Neger. Auf den Straßen, in der Menge fiel mir keiner auf. Es lag aber daran das etliche Stadtteile zu der Zeit noch "weiß" waren.
In der U-Bahn saß mir dann ein dicker schwarzer Mann gegenüber. Heute kann ich nicht mehr sagen, ob es damals gemischte Abteile gab und ich in einem "falschen" Abteil gelandet war. Glücklicherweise fiel ihm aber mein unverhohlenes Interesse an ihm nicht auf.

Aber wo waren die vielen Cowboys? Im Centralpark gab es Polizisten auf Pferden. Hatte man das in Bremerhaven schon gesehen. Alles war anders.
Der Centralpark war für mich beängstigend groß und ich habe mich dort einige Male verlaufen.

Noch ein paar Bilder:

PK Bremerhaven-New York mit der Bremen

Aus "Die Siegesfahrt der Bremen" Adolf Ahrens

Aus NZ 21.2.2007

Hier noch ein Bild von dem Tender in Southhampton