Sonntag, 12. April 2015

ZWEI DOLLARS

So pendelten wir mit der "Bremen" im Sommer 1939 in gewohnter Weise zwischen den Welten hin und her.
Immer volle Kaft voraus, auch wenn bei schwerem Wetter der Wintergarten unterhalb der Brücke eimal dran glauben musste. Der Lloyd hielt den Fahrplan ein. Pünktlich im Hafen zu sein war Alles. Wieder verteilte ich in Bremerhaven die in Auftrag gegebenen Waren aus Amerika. Ich machte dabei immer ein Minus. Bezahlt wurde ich in Mark, die nichts wert waren, kaufen musste ich aber in harten Dollars. Ich habe nie gelernt, nein zu sagen.
Im Eiscafé an der Kaiserstrasse war ich mit Riesenportionen Stammgast. "Tarantella", "Rote Mühle" und "Clou" waren Ankerplätze für Herbert vom Fischdampfer und mich.
Die Kneipen waren voll. Die Fischdampferleute verdienten gutes Geld. Beim Heuerbüro in der Schleusenstrasse verbrachten die Seeleute die Wartezeit, bis zu den Aufrufen des Heuerbaas, in der Sonne liegend am Deich. "Für die "Stuttgart" zwei Heizer!"  "Dat mach ich nich, denn bin ich ja schwarz". Gelächter und weiter warten. Es gab ja genug.
Ich bekam von einem Nachbarn zwei Dollars geschenkt. Sie sahen anders aus, als die, die ich kannte, hatten ein anderes Format. Sie stammten aus der Inflationszeit. Mein Grossvater hatte einen ganzen Schuhkarton voll Inflationsmark und glaubte fest an die Aufwertung.
Auch Vater Miller kannte die Dollarscheine nicht. Er ging damit zur Bank und kam mit zwei neuen Dollarnoten zurück. In Amerika verfiel kein Geld. War ich jetzt ein "Devisenschieber"?

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