Mittwoch, 31. Juli 2013

Die legendäre Bremen

Ein Traumschiff


Es gab eine Schwierigkeit, mein Seefahrtsbuch war noch in Italien. Ich hatte dort ja nicht abgeheuert. Wer nicht abgeheuert hat, kann auch nicht wieder anheuern. Alles klärte sich auf. Ich bekam ein neues Seefahrtsbuch, ohne das man nicht zur See fahren kann. Es wurde in allen Ländern als Pass anerkannt.

Die Bremen hatte schon den "blauen Peter" aus dem Flaggenalphabet gesetzt. Die Bedeutung: "Das Schiff läuft in Kürze aus."



































Was für ein Kontrast zum Dampfer "Der Deutsche", jetzt "Die Bremen", eines der modernsten Schiffe auf den Weltmeeren, Inhaber des blauen Bandes für schnellste Überquerung des Atlantiks und später "Die legendäre Bremen".

Zuerst einmal wollte ich mit Maria in Italien telefonieren. Wo war die Telefonnummer, die Adresse, die sie mir gegeben hatte. Trotz intensiver Suche fand ich sie nicht. Dann fiel mir ein, sie war in meinem Seefahrtsbuch und das war ja noch in Italien.
Maria, Italien, "Sag zum Abschied leise Servus". Das haben wir nie gemacht. Zwar haben wir uns verabschiedet als es von Venedig wieder in Richtung Genua ging, aber wir waren ja sicher, dass ich in vier Wochen wieder in Venedig bin.
Ich musste mich damit abfinden, dass ich in der Kürze der Zeit keinen Weg fand um Kontakt mit Maria aufzunehmen.
Ich habe Maria nie wiedergesehen und weiß auch nicht was aus ihr geworden ist. Nach dem Krieg gab es ein Lied, was mich erinnerte: "A chapter in my life called Mary". Aber auch da war keine Gelegenheit zur Suche. Auch jetzt trotz intensiver Recherche im Internet habe ich keine Hinweise gefunden.

Letzte Erinnerung an Italien, ich auf "Der Deutsche"



































Die "Freilagerjuden" saßen, wie immer beim Auslaufen eines Schiffes, in der Messe und warteten auf Aufträge. Es sind gar keine Juden, es sind Händler, Schiffsausrüster und waren, weil zollfrei, preiswert. Man kaufte vor Ausreise das Nötigste, Seife, Zahnpasta und es gab nichts, was es bei Ihnen nicht gab. Zahltag war bei der Heimkehr. Ich musste erst einmal die Schulden von der Italienreise löhnen.

Beim Auslaufen eines Schiffes herrschte Hochbetrieb, Lieferanten aller Art drängelten sich. Als letztes kam der Blumenhändler, in diesem Fall Siedenburg, denn die Blumen mussten ganz frisch sein.

Noch einer der da rumwuselte, das konnte nur der Bootsmann sein. "Du bist der Neue? Zwölf-bis Vier-Wache, die dritte Bude." Buden waren unsere Kammern mit den Kojen, auch Betten genannt. Nur der Kapitän hatte keine Bude sondern eine Kammer. Verwirrend, dass eine Dame einmal gesagt haben soll: "Ich war noch beim Kapitän in der Koje." Aber auch das soll vorgekommen sein.


Die Zwölf-bis-Vier-Wache gefiel mir, auch Hundewache, englisch Dog-Watch, genannt. Denn tagsüber nach dem Mittagessen pflegten sich die Passagiere in den Deckstühlen zu erholen. Es herrschte dann Ruhe im Schiff und nachts sowieso und wir konnten uns erholen, wenn man Deckwaschen jede Nacht als Erholung ansehen will.

In meiner Bude waren noch zwei Kojen zur Auswahl frei, ein Ober- und eine Unterkoje. Beide in Längsrichtung des Schiffes. Besser als Kojen quer zum Schiff, die haben beim Rollen in der Dünung den Nachteil, dass man einmal in der Koje steht und dann wieder Kopfstand macht.

Jetzt war nur zu entscheiden oben oder unten. Wie ist denn die jeweilige Rollennummer? An jeder Koje ist ein Kärtchen, das dem Inhaber anzeigt was bei Gefahr seine Aufgabe ist und wo seine Station ist, und das wird durch diese Rollennummer angezeigt. Eine der beiden war Feuerlöscher, auf die meine Wahl fiel, war doch bereits Brandbekämpfung mein Lieblingsfach bei der Ausbildung auf der Nawitka.
Zuerst einmal los und sehen wie der Weg zu meiner Station ist.

Die Passagiere waren schon an Bord und versuchten mit suchenden Augen, so wie ich, sich zurecht zu finden. Hauptziel war immer, wie komme ich in diesem Labyrinth zurecht. Es war für mich nicht leicht, die Fragen von Passagieren zu beantworten. Zu sagen, auch ich bin hier fremd, wäre wohl befremdend gewesen.



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