Mittwoch, 7. August 2013

Erste Schritte auf der Bremen

Überseekoffer, Postsäcke und mehr


Froh war ich einen von den überall postierten Bellboys zu sehen. Die wußten Bescheid.
Bellboys, Klingeljungs, Bellhops, Flunkies, alles das Gleiche. Vornehm wurden sie Pagen genannt. Es waren angehende Stewards, die eine Sorte Schiffsvolk, Seefahrer und keine Seeleute.
Sie sorgten für das Wohl der Passagiere. Bei bis zu zweitausend Passagieren, eine erkleckliche Menge Volk. Die Bellboys waren die unterste Stufe in der Hierarchie. Es ging weiter mit den Kabinenstewards für das Betten machen, von denen viele auch für die Musik zuständig waren. Dann die Essensträger nach Klassen 3., Touristen-, 1. Klasse aufgeteilt, bis zu Restaurantfachmann auf dem Oberdeck.
Dort gab es auch die Leichenhalle. Die benötigten keine Bedienung mehr, wollten nur zurück in Heimaterde.
Nicht zu vergessen: die Deckstewards. für alles gab es dann noch einen Obersteward mit den Blitzableitern, seinen Assistenten. Dann war da zum Schluß noch der Oberobersteward, der Chiefsteward.
Ein Page, aus dem englischen, sprich päitsch. Historisch ein Edelknabe bei Hofe. Die Pagen gingen auch mit einer Tafel, befestigt an einem Stock, auf der ein Blatt Papier (page) mit dem Namen der Person befestigt war, die ausgerufen wurde. "To page him/her out!"
Unsere Edelknaben verdienten ein Schweinegeld an Trinkgeldern, was bei uns schon mal Neid aufkommen ließ. Viele wollten gar nicht befördert werden, sie wollten Flunkies bleiben. Das war besser als Betten machen, wo es nicht soviel Trinkgeld gab.

Einer von ihnen war legendär in Bremerhaven, "Boy-Pauka", schon ein älteres Semester, im Besitz eines Fortbewegungsmittels der New Yorker Polizei, einer Harley Davidson. Boy-Pauka war auf Grund seiner Konstitution nicht in der Lage, den Motor zu starten. Es musste immer ein "Starker" kommen. Zur Belohnung für die "Starthilfe" gab es eine Zigarre.
Es wurde gerne rezitiert: "Boy-Pauka erreicht das Schiff mit Müh und Not, Zigarre war aus, Boy war tot."

Wenn man von oben das Abfertigen eines Schiffes am Tag des Auslaufens betrachten könnte, käme einem der Vergleich mit einem Ameisenhaufen.

Es gab wegen der Länge der Reise, diesmal nicht New York, sondern rund um Südamerika, ein besonders großes Angebot an Proviant, Becks Bier und Schnaps waren auch dabei, der Kaviar wurde unter Bewachung geliefert. Die Kräne machten einen Höllenlärm: "Vorsicht schwebende Lasten!" Postsäcke, Riesenkoffer, Gepäck im Netz, seemännisch Netzbrook, sogar ganze Autos wurden auf das Achterdeck gesetzt.
Ich war das erste Mal Gepäckträger, besser Gepäckfahrer, den die Kaventsmänner von Überseekoffern konnten nur per Sackkarre bewegt werden. Für die südlich von Bremen wohnenden Leser: Kaventsmann kann für alles was groß ist benutzt werden, auch die großen Wellen auf See werden so bezeichnet.

Die Postsäcke wurden von Postbeamten in Empfang genommen. An Bord war ein eigenes Reichspostamt.

Der Stempel gut zu erkennen: Deutsch-Amerik. Seepost Bremen-New York

Hier der Stempel der "Bremen" gut zu erkennen.

Folgender Link, obwohl von 1936, paßt sehr gut. Er zeigt etwas von der Abfahrt aus Bremerhaven. Ausschnitt aus einem Spielfilm mit Viktor de Kowa, der auf der Bremen während der Überfahrt gedreht wurde. Die Fenster, die über der Kapelle, die zum Abschied spielt (die Betten-Mach-Stewards) zu sehen sind, sind die vom Restaurant, ein Stückchen weiter dann die Leichenhalle.

http://www.youtube.com/watch?v=zAop412MBTk



NDL - Norddeutscher Lloyd

Hier noch etwas Bildmaterial zum NDL.

Routen, die der NDL 1923 fuhr, zweiter Teil nächstes Bild


Einschiffung "Kaiser Wilhelm der Grosse" 1898

Wartehalle NDL 1871

"Columbus" im Kaiserhafen 1926

Einschiffung "Seydlitz" vor der Wartehalle ees NDL ca. 1926

Plakat 1875

Folgendes Bild ist Anzeige aus diesem Buch. Der Dampfer auf dem Einband ist der Lloyd Dampfer aus der Anzeige.

Aus Verkehrshandbuch 1923

Auch 1923, hier nur die Fernreisen, Anzeige für Berlin aus siehe nächstes Bild

Verzeichnes aller Berliner Freimaurer

Agentur NDL Lloydstrasse Bremerhaven ca. 1910

NDL-Areal am neuen Hafen 1887

Plakat um 1930

Lloydhalle 1935

Postkarten alle Historisches Museum Bremerhaven und Museum für Gestaltung Zürich

Aus "Nordwestdeutsche Zeitung" Freitag 8. Juni 1934

Man beachte Bremerhavener und Wesermünder Hafenverkehr waren getrennt und Fischdampferverkehr war noch gesondert aufgeführt, ausserdem hieß es noch Neuyork, aus wie oben





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