Montag, 12. August 2013

Muss i denn, muss i denn...

Endlich auf großer Fahrt


Das es nach Südamerika ging hatte ich ja schon erwähnt, der Kapitän hatte mich nicht darüber informiert. Das bedeutete richtig große Fahrt.

Die Musiker an der Kaje stimmten schon ihre Instrumente für den Abschied.

Ich weiß nicht wie viel Passagiere wir an Bord hatten, an der Kaje standen bestimmt doppelt so viele Menschen um zum Abschied zu winken. Unsere Passagiere, ich musste von KDF umdenken, es waren keine Volksgenossen, es war zahlendes Volk, "Haute-Volaute".
Ein Abbild einer Epoche, ein paar Monate vor dem großen Orlog. Noch ahnte keiner etwas! Wirklich keiner? Später musste ich oft an die Leute denken, die ich bei Maria kennen gelernt hatte. Wussten diese Leute mehr? Sollte ich deshalb bleiben?

Im Frühjahr 1939. Die Schiffe im Liniendienst New York waren nicht mehr ausgelastet. Westbound-New York waren die Buchungen noch gut, Eastbound-Europa war nicht mehr so gefragt. Ich hörte, was das ist wusste ich nicht, die koschere Küche hatte man geschlossen. Geld von Devisenschiebern wollte man nicht mehr. Wie schiebt man Devisen? Ich, der aus dem noch friedlichem Italien kam verstand die Welt nicht mehr.
Unsere Küche funktionierte noch, das Essen war gut.

Endlich Leinen los, einmal rund um Südamerika. Man hatte es tatsächlich geschafft, das Chaos von der Kaje an Bord zu schaffen. Ich war für die Zwölf-Vier-Wache und für die Manöver An- und Ablegen zum Vorschiff eingeteilt. Besser als das Achterdeck, es ist alles übersichtlicher.

Die Musik "Muss i denn, muss i denn" wurde vom lauten Abschiednehmen der Massen übertönt. Dann noch dreimal lang mit der Tute zum Abschied, gab dem Treiben den Rest. Das war keine müde Dampfpfeife, das war ein Typhon, der da losbrüllte.

Die Schlepper verabschiedeten sich und vervollständigten das Heulkonzert. Bis zum "Wremer Loch", ein paar Meilen weserabwärts, hatten wir alles seefest verstaut. Die Anker blieben auf der sogenannten Revierfahrt noch klar zum Fallen.
Sicherheit ist alles, denn die Weser war mit den Sänden und der schmalen Fahrrinne ein tückisches Revier. Nicht alles ist Wasser, was wie Wasser aussieht, es ist ein Delta mit mehr Sand als Wasser und das besonders für einen "Dobbas Ahoi", etwas großes wie die Bremen.
Immerhin 300 Meter lang, die Breite muss ich mal ausmessen.

 
Eigentlich sollte hier ein Bild sein, aus technischen Gründen ist es leider nicht möglich.
 
 
Auch der Lotse war noch an Bord, notwendig bei dem schmalen Fahrwasser und bei dem starken Verkehrsaufkommen der von Bremerhaven kommend auf den Gegenverkehr aus der deutschen Bucht trifft.

Neu war für mich der Aufwand von Schiffsvolk beim Ablegemanöver. Ein Haufen niedriges Volk, aber auch zwei Offiziere, einer sogar ein "Erster". Sie wollten, wenn der Alte nicht in der Nähe war gerne mit "Herr Kapitän" angesprochen werden.

Freiwache bis zwölf Uhr nachts. Maria ist so weit weg, ihre Telefonnummer auch. Ich habe Hoffnung, dass sie sich einmal meldet. Sie hat doch die Möglichkeit mich zu erreichen.

Bis zum Ausgang englischer Kanal "Landsend", standen die aus dem Stand der Matrosen aufgestiegenen Quartermaster am Ruder.
Im Kanal, dem Nadelöhr, herrschte nicht nur ein hohes Verkehrsaufkommen, sondern die Kanalfähren, die vielen, mussten ihre Fahrpläne einhalten und waren Querfahrer. Radar gab es noch nicht. Ein Wunder wie wenig passierte.
Bei Nebel war es auf der Brücke nicht auszuhalten. Nervosität war zu spüren. Jeder war froh dem anderen aus dem Weg zu gehen.
Im Atlantik stand dann der der "Eiserne Mann", die Selbststeuerung am Ruder. Etwas, was mir noch unverständlich war.


Auch hier sollte noch Bildmaterial kommen. Werde sie nach Lösung der technischen Probleme nachreichen.

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