Mittwoch, 6. Mai 2015

GEISTERFAHRT

1. SPTEMBER 1939
Krisenversammlung! Der Kapitän meldete: Krieg mit Polen! Brockmann konnte wieder einmal sagen:" Denn Fall het wi all mol hart." Wir waren uns sicher, dass das kann nicht lange dauern könne, und gingen, ohne uns große Sorgen zu machen, weiter unserer Arbeit nach.Wir waren vollauf beschäftigt. Die mit Farbe verschmierten Decksplanken mussten nun doch wieder gereinigt werden. Wir kratzten den ganzen Tag auf Knien die Tarnfarbe vom Holz, während unserer gespenstischen Nebelfahrt. Ungewöhnlich, wir fuhren mit voller Fahrt, ohne Nebelsignale. Das Schiff krängte, harter Kurswechsel! Wir mussten einem hell erleuchteten Mitläufer ausweichen. Wir wollten nicht bemerkt werden.

3. SEPTEMBER
Frankreich und England erklärten Deutschland den Krieg!  Was wollten denn die Engländer von uns? Haben die denn nicht unsere starke Flotte zur Kenntnis genommen? Die "Graf Spee", der Stolz der neuen Flotte, zeigte sich doch mit seinen bedrohlichen 28 cm Kanonen, anlässlich der Königskrönung 1936 bei Spithead in England.
Wir mussten jetzt auch noch Matrazen um und auf der Brücke stapeln. Es fing an mit Einschränkungen. In der Messe gab es beim Frühstück nur noch 70 Gramm Butter pro Person. Obwohl keiner bisher soviel benötigt hatte, gab es jetzt großen Protest.

Das Schiff war seekriegsklar, zur Versenkung vorbereitet. Die Hektik ließ nach. Wir kratzten weiter mit einem Dreikantschaber die Decks ab. Bei Versenkung würde das Schiff mit Lloydreinheitsstandard in die Tiefe rauschen. Ich lernte in der Zeit aber auch Skat zu spielen und sah mir alle Zarah Leanderfilme an.
Dafür gab es dann später einen Orden. Die Engländer hatten in der Nordsee eine Blockade errichtet. Von uns einfachen Seemännern unbemerkt, war die "Bremen" zum Blockadebrecher geworden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen