Freitag, 2. Mai 2014

Vorort von New York und eine Adresse in Hoboken

Langsam landfein gemacht, morgen geht die Bremen ins Dock. Waschen, schneiden und föhnen, d.h. Muscheln und Rost entfernen und "pönen". Für mich gab es vom Bootsmann keine Einteilung.
Meine ersten freien Tage nach langer Zeit, ich werde sie genießen.

Von Bord durch die Schleusenstraße, rechts in die Kaiserstraße an der nächsten Ecke ein Eiscafe. Zwei Häuser davor saßen in der Kneipe "Halt einen nehmen wir noch" etliche Kollegen. Ich genehmigte mir einen riesigen Eisbecher. Hatte in Gedenken an die früheren 5-Pfennig-Portionen einen riesigen Nachholbedarf. Schön wieder zu Hause zu sein.

Es roch nach Fischereihafen, es gab viel zu erzählen, gut geschlafen, gut gefrühstückt. Meine ehemaligen Freunde saßen in der Schule. Aus der Ferne hörte ich schon mal die Schulklingel. Alles war soweit weg, doch es stellte sich auch etwas Wehmut ein.

Vor der nächsten Fahrt bekam ich, bei einem Treffen mit meinem ehemaligen Schulfreund Adolf Heitmann, einen "Auftrag". Ich sollte seiner Tante in New York, eine Schallplatte "Wo die Nordseewellen trecken an den Strand" (im Original Ostseewellen) überbringen.
Ein Begleitbrief  nannte mir den Weg nach Hoboken:

"Wenn Du in New York bist, dann rufe bitte an: Hoboken 3-2878. Von der Pier gehst Du rechts an bis zur 42. Straße, dort nimmst die Fähre 42. Straße nach New Jersey. Dann nimm den Bus Hoboken bis Parkavenue 3009."

Wir dockten aus, an die Kolumbuskaje zum Ausrüsten und um die Passagiere aufzunehmen.

Ein Schiff wie die Bremen ist wie eine Stadt, die jedes mal entleert und wieder aufgefüllt wird.
Das Beobachten der Anlieferung der tausend Dinge ist immer eine Schauspiel.

Die Ankunft der Passagiere am "Bahnhof am Meer" einzigartig! Die Passagiere steigen aus dem einen Verkehrsmittel, der Eisenbahn in das nächste, den großen Überseeliner. Vom letzten "Dorf" vor New York, von Bremerhaven, to next Station, New York. Bremerhaven, ein Vorort von New York.

Hier der Beweis:

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Die Kolumbuskaje:




























Viel Abschiedstränen sind hier schon geflossen. Man denke nur an die Tausende von Auswanderern der letzten Jahrhunderte. Eine Reise ohne Wiederkehr. Sie alle verließen die Heimat, die ihnen nichts mehr bieten konnte. Ein Bevölkerungsschwund ein Aderlass sondergleichen.

Mancher Landesherr versuchte Auswanderung nur mit Genehmigung zuzulassen, zum Teil sogar zu untersagen. Manch einer wurde auch, weil unliebsam mit Geld versehen, abgeschoben.
"Kommst Du zurück, kommst Du in den Knast!"

Nach 1848 (Paulskirche) verließ aus politischen Gründen viel Intelligenz die Heimat. Als Farmer getarnt erschlichen sie die Einwanderung. Nur zum "Farming" taugten sie nicht viel. Man nannte sie, weil viele Studierte waren "die Latin-Farmer".
Nicht lange, dann beherrschten sie im kleinsten Dorf die Presse oder wurden Banker, Doktoren oder Juristen.

Bremerhaven steht in der Tradition der Auswanderung an erster Stelle. Man baute für den Aufenthalt, für das Warten auf den Segler, ein Auswandererhaus und erließ Verordnungen zum Schutze dieser "Verlorenen".

Auswandererhaus 1850. Heute Teil der Hochschule Bremerhaven. Aus "Das große Bremen-Lexikon"

























Die Ärmsten wurden damit zu einem Wirtschaftsfaktor. Sie wussten noch nichts von den wochenlangen Strapazen auf den "Nussschalen" von Seglern. Die Hoffnung auf das gelobte Land ließ die Menschen viel Ertragen.

Noch eine Hürde Ellis Island, die Einwanderungsbehörde hatte das letzte Wort.

Es hält sich nachdrücklich ein Gerücht: "Alle, die man von Ellis Island, wegen Geistesschwäche oder sonstiger Gebrechen zurück schickte, siedelten mit allen Folgen der Gene im Bremer Land."


Noch ein paar Segler:













































Und wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, dem kann ich nur wärmstens empfehlen,
dieses hier nicht zu verpassen:









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