Donnerstag, 6. Juni 2013

Von Norwegen nach Italien

Es war alles noch so schön!


So verging der schöne Sommer 1938 mit den KdF Norwegentouren. Es war für mich der reine Urlaub.

Da Norwegen herbstlich ungemütlich wurde, wendeten wir uns nun dem Süden zu. Wir fuhren mit "Der Deutsche" nach Italien.
Die deutschen Volksgenossen sollten in den Genuss der politischen Freundschaftsaktie Berlin-Rom kommen. Sie kamen per Reichsbahn nach Genua, um dann per Schiff um den italienischen Stiefel geschaukelt zu werden. Von Venedig aus ging es dann per Bahn zurück Richtung Heimat. Eine neue Reisegruppe kam, um in umgekehrter Richtung mit den Stationen Bari, Palermo und Neapel, Endstation Genua zurück, um an den Errungenschaften der Freundschaft Hitler/Mussolini teilzuhaben.
Mitten im Winter kamen sie dann braun gebrannt, und voll des Lobes für den Führer, per Bahn in die Heimat zurück.

Vor der Italienreise gingen wir erst einmal in die Werft. Dort hieß es "schneiden und fönen". Der Muschelbewuchs musste runter, es brauchte viel neue Farbe, Ratten und Kakerlaken wurde durch den Kammerjäger der Garaus gemacht.
Großeinkauf der Mannschaft für ein halbes Jahr bei den "Freilager-Juden", die gar keine Juden waren, sondern, warum auch immer, nur so genannt wurden, den Schiffsausrüstern Varoga und Graue. Bezahlt wurde immer nach Rückkehr von der Fahrt, wenn die Taschen der Seeleute wieder gefüllt waren. Wir Jungs bekamen weder Tabak noch Alkohol.
Dann kam die Meldung: "Morgen ausdocken." Großes Staunen, der Dampfer sah noch aus, als wenn er gar nicht fertig war, Kabel, Farbe, Drähte und großes Durcheinander. Es sah aus, als ob das Schiff noch fertig gebaut werden müsste. Aber, wie ein Wunder war am nächsten Tag alles fertig.

Die ersten Passagiere kamen: "Oh, ein schönes Schiff!" (Der alte Kasten). "Hier ist der Mast, das ist vorne!" Sie standen bei diesen Worten am hinteren Mast. Alles war fröhlich und gut gelaunt.

Erste Station Lissabon, dann kam Genua. Barcelona, das früher auch angesteuert wurde, wurde auf Grund der Kriegsfolgen in Spanien aus dem Programm genommen.
Lissabon war damit der Fleck auf dem Globus, an dem ich meinen ersten Schritt in ein fremdes Land machte. Eine Reichsmark tauschte ich um in 10 Escudos, wofür ich sie ausgab weiß ich nicht mehr. Im Hafen bettelten uns schon 5-6jährige an um Zigaretten, so etwas gab es in Deutschland nicht.

Da der Kohlevorrat schon reichlich dezimiert war, mussten wir in Genua neu bunkern, ein Erlebnis.
In Bremerhaven wurden die Kohlebunker mit Kränen oder mit ganzen Waggons an einem Tag voll geschüttet. In Genua dauerte der Vorgang 8 Tage und war eine spaßige Sache. Wir lagen mit dem Heck an der Kaje und längsseits vom Schiff und von der Wasserseite lag ein Kahn mit Kohlen. Kleine Körbchen, wirklich sehr kleine, wurden voll Kohlen geschippt. Kleine Winschen hieften die Körbchen an Deck, von dort fuhren sie auf extra ausgelegten Schienen mit kleinen Wägelchen an die Kohlenbunkerluke. Die leeren Körbe wurden zurück geschmissen. Was sich da vor unseren staunenden Augen abspielte ging mit verblüffender Geschwindigkeit vor sich. Acht Tage lang genossen wir Seeleute die sogenannten Bauernnächte, bei denen wir, ohne die übliche Wache schieben zu müssen, durchschlafen konnten.


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