Montag, 2. September 2013

Die erste Kreuzfahrt der Bremen

Gute Laune, P-Liner und Klabautermänner


Auf der südlichen Rute, Ziel Mittelamerika, waren Temperaturmessungen mangels Eisbergen nicht nötig.

Für mich war alles neu, aber auch für einen großen Teil der ganzen Besatzung. Südamerika war die erste "Kreuzfahrt" der Bremen. Im Gegensatz zur Routine auf der Linienfahrt Bremerhaven-New York, wo überwiegend Geschäftsreisende unterwegs waren. Nicht zu vergessen, die vielen Künstler, die in Amerika ihre Triumpfe feierten. Zeitgemäß waren wohl auch etliche mit "politischem Hintergrund" dabei.
Es war eine fröhliche, gespannte und etwas aufgeregte Stimmung auf dem Schiff. Die Passagiere wirkten eher in Urlaubsstimmung, davon wurde die Besatzung angesteckt. Es war etwas Neues und man sprach noch lange darüber.

Vorfreude auf Südamerika. Die Alten der Besatzung aus der Segelschiffzeit kannten die südlichen Routen nach Amerika. Die Segler, noch ohne Hilfsmotor, wussten um die Winde und Strömungen. Um damals nach Nordamerika zu kommen, musste man erst auf Südroute längs Afrika laufen, bis man den Wind, die Westdrift zu fassen bekam.
Das war in der Messe, in der Freizeit ein interessantes Thema. Jeder von den Alten wusste etwas zu berichten. Von den Passatwinden, von den Strömungen im Sommer und im Winter.

Ich hatte ein Buch: "Segelhandbuch der Kaiserlichen Marine von 1911". In dem schilderten Segelschiffkapitäne ihre Erfahrungen mit Kursen nach Amerika. Nord- und Südroute, damals galt nicht der Spruch der modernen Navigation: "Der kürzeste Weg auf der Erdoberfläche ist der Bogen des durch ihn gelegten Kreises". Beim nächsten Unterricht wollte ich einmal versuchen, das zu begreifen.

Die Alten waren abhängig vom Wind und den Strömungen. Die Winde waren je nach Jahreszeit veränderlich, dann aber konstant. Nach Nordamerika lief man Südwestkurs, fast an der Küste Afrikas entlang, bis man auf den Gegenwind, den Passat, der vom Äquator kommenden Westdrift trifft, die den westlichen Kurs nach Nordamerika ermöglicht.
(Siehe auch hier: http://heinzslominski.blogspot.de/2013/05/eiserne-manner-und-hozerne-schiffe.html)

Die Passate waren beliebt. Sie beschleunigten trotz der Umwege die Reisen. Die Engländer nannten sie deshalb: "Tradewinds-Handelswinde".
Sie kamen oft so dicht an Afrika heran, dass der rötliche Sand der Sahara das Schiff bedeckte.
Um den Passatwind möglichst früh zu erreichen hieß die Losung: "Mach viel West". Vorher musste man aber auch durch "Kalmen". (Engl. Calm: Stille, Ruhe). Es sind die Zonen zwischen den Passatwinden.
Die Frage ist berechtigt: "Wo ist der Wind, wenn er nicht weht?"
Die Stimmung sank auf den Tiefpunkt, das übliche Kratzen am Mast, wie damals unter Seeleuten üblich, konnte den Wind nicht zum Blasen bringen. Auch Pfeifen nützte nichts, es war sowieso eine Todsünde, denn es brachte den "Klabautermann" zur Weißglut.
Die Kalmen nannte man auch die Rossbreiten. Nach langer Windstille in den Kalmen wurden ganz früher hier die ersten Rösser über Bord geschmissen. Futter, besonders Wasser wurde knapp. Die meisten unserer Matrosen kannten das altersgemäß noch aus ihrer Fahrenszeit. Die Seefahrt war den Seglern vorbehalten.


Beide aus "Windjammer" von Jochen Brennecke

Noch lange nach 1900 liefen die großen Segler, die sogenannten P-Liner in Geestemünde bei Bremerhaven vom Stapel. Großvater väterlicherseits war noch bis 1904, bis zu seinem tödlichen Unfall auf der Tecklenburg Werft, am Bau dieser Tiefwassersegler beschäftigt. P-Liner hießen sie weil sie alle auf Namen mit P getauft wurden z.B. Passat, Pamir.
In den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts setzte man noch für den Massengütertransport von Weizen, Guano (Dünger aus Vogelkot) etc. auf Segler.
Erst mit dem Anstieg der Passagierfahrt wurden Kohlenplätze in aller Welt angelegt. Das endgültige Aus für die großen Klipper (P-Liner), war dann das Aufkommen der Ölfeuerung in der modernen Seefahrt.

Aktuell

Aus Nordsee-Zeitung                                                















Sokrates sagte: "...niemand sei seines Lebens sicher, der einer Volksmenge offen und ehrlich begegne;...".

1 Kommentar:

  1. Ich bin kein "Seemann". Deswegen kann ich auch nichts dazu sagen. :(
    Aber ich weiß. dass man auf Kreuzfahrten echt gut Urlaub machen kann. Wirklich. Jeder der noch nie eine Kreuzfahrt gemacht hat, sollte das mal ausprobieren.
    Ich kann auf hoher See viel besser entspannen und all die Sorgen vergessen, die mich an Land wieder erwarten. Einfach fabelhaft.

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