Dienstag, 10. Juni 2014

New York - That city, that doesn't sleep!

Vor New York passierten wir die Neufundland Bänke, das Nantucket Fireship, dann in den Hudson, an der Freiheitsstatue und dem Battery Park vorbei, zum Pier 86, dem Lloyd Pier.
Neben uns die Piers von Frankreich mit der Normandie, von Italien mit der Rex und die Briten mit der Queen.




Deck waschen nicht mehr nötig, Eisberge seltener, keine Temperaturmessungen mehr.
Warum heißen Eisberge auf englisch Iceberge und nicht Icehills oder -mountains?

Auf letzter 0-4 Wache können wir für unsere Passagiere noch einiges tun. Das Gepäck sorgsam für den Landgang vorbereiten. Mit dem Fahrstuhl aus der achtersten Luke ins Oberdeck, genannt "Cocktail-Shaker". Ein Deck über den vier Schrauben (Propellern) deren Wucht alles zum Zittern bringt. Wenn Wände und Decken "flattern" ist der Krach entsprechend.

Aus "Die Bremen kehrt heim" Hanns Tschira.





































Ende der Seereise, alle Passagiere gingen von Bord.

Unsere Passagiere waren in der ganzen Welt zu Hause, dass sah man an den damals üblichen Hotelaufklebern an den riesigen Schrankkoffern.

Anfang Sommer 1939 fiel der Mannschaft so einiges auf. An der Menge der Koffer sah man, dass auf der Route Bremerhaven-New York noch alles wie immer war. In die andere Richtung wurden die Koffer und somit Passagiere immer weniger.
Die Wache war die Zeit für Gespräche. Ich hörte zum Beispiel: "Jetzt haben sie schon die koschere Küche geschlossen." Ich wusste gar nicht was das war.

Durch die längere Abwesenheit, durch die Südamerikareise, war es an der Pier lebhaft. Viele von der Mannschaft hatten Freunde/Verwandte in New York. Auch die Polizei wartete schon sehnsüchtig. An der Pier immer ein halbes Dutzend "Harleys", das Fortbewegungsmittel der US Polizei. Die "Policemen" belagerten unsere Mannschaftsbar. Alle sprachen deutsch, die Hälfte der New Yorker Polizei sollte angeblich Deutsche sein, der Rest Iren. Sie kamen um mal wieder echten deutschen "Gerstensaft" zu genießen. Die Mannschaftsbar war dann fest in Händen der New Yorker Polizei. Bier gab es ja aber nur gegen Biermarken. Besatzungsmitglieder versorgten die Polizisten mit ihren nicht genutzten Biermarken, die sie gegen harte Dollars tauschten und erhöhten damit ihre Devisenkasse.

Aus "Die Siegesfahrt der Bremen" Adolf Ahrens

Der Hintergrund für unseren ständigen Geldmangel in der jeweiligen Landeswährung lag in der damals knappen deutschen Devisenwirtschaft. Es wurden im Monat nur 10 Reichsmark pro Person in Dollar ausgegeben. Das waren ca. 4 Dollar. Devisen waren knapp in Deutschland. Der "Führer" sagte: "Es gibt zuviele Devisenschieber."
Wie schiebt man Devisen? Hatte das vielleicht auch etwas zu tun mit dem Gold, was wir auf einer Reise in Southhampton übernahmen? Kilobarren von Hand zu Hand in langer Kette bis in den Safe.
Irgendjemand meinte: "Ich werde meine Hände nie wieder waschen!"
Es hieß: "Schiffe vom Norddeutschen Lloyd sind auch für Goldtransporte die sichersten Schiffe." Mussten die Engländer etwa noch Schulden aus dem 1. Weltkrieg an die Amerikaner tilgen?

Als alle Arbeiten erledigt waren ging es, endlich an Land. Meine ganz persönliche Inbesitznahme von New York fing wieder mit der Nase an. Ich konnte meine Geruchssammlung von Häfen um einen erweitern.
New York ein Naturwunder. Dazu gehörte auch das ich immer munter und mopsfidel war in New York. Es waren wohl die neuen Eindrücke und das spannende Geschehen dieser Stadt, die mich nicht ermüden ließen.
Einen Umstand den ich ausnützte, um New York zu erkunden. Hier hatte ich auch Zeit, denn es fiel wenig Arbeit für die Decksbesatzung an, es war die Gelegenheit Überstunden abzubauen und somit hatte viel Freizeit zur Verfügung.
Ich verliebte mich in New York, es war alles so neu.

Indianer erwartete ich nicht, die hatte man, so hatten wir in der Schule gelernt ausgerottet. Das gab es in Deutschland nicht. Die Hereros, die Hottentotten, das war weit weg, das zählte für mich nicht mehr. Und das die Zukunft viel Schlimmeres bringen würde wusste man noch nicht.
In New York sah ich meinen ersten Neger. Auf den Straßen, in der Menge fiel mir keiner auf. Es lag aber daran das etliche Stadtteile zu der Zeit noch "weiß" waren.
In der U-Bahn saß mir dann ein dicker schwarzer Mann gegenüber. Heute kann ich nicht mehr sagen, ob es damals gemischte Abteile gab und ich in einem "falschen" Abteil gelandet war. Glücklicherweise fiel ihm aber mein unverhohlenes Interesse an ihm nicht auf.

Aber wo waren die vielen Cowboys? Im Centralpark gab es Polizisten auf Pferden. Hatte man das in Bremerhaven schon gesehen. Alles war anders.
Der Centralpark war für mich beängstigend groß und ich habe mich dort einige Male verlaufen.

Noch ein paar Bilder:

PK Bremerhaven-New York mit der Bremen

Aus "Die Siegesfahrt der Bremen" Adolf Ahrens

Aus NZ 21.2.2007

Hier noch ein Bild von dem Tender in Southhampton









Mittwoch, 28. Mai 2014

New York-Bremerhaven-New York = mehr Routine

Das Gegenstück zur Tageswache 12-4, war die Nachtwache 0-4.
Einmal drei Stunden dann vier Stunden, wir mussten die sechs fehlenden Stunden Greenwichzeit zur New Yorker Zeit ausgleichen. Das wurde über die gesamte Fahrzeit stundenweise verteilt.
Wer hatte von uns Jungs schon eine Uhr? Wir merkten diese Zeitverschiebung gar nicht.

Bernie und ich schafften in der verkürzten Wache kaum unsere zu verrichtenden Aufgaben. Auch in der Nachtwache, immer der gleiche Ablauf. Zwei Matrosen mit zwei Feuerwehrschläuchen ausgerüstet, mussten die Decks mit viel Druck sauber spritzen. Dazu kamen noch zwei Mann als Hilfsschlauchhalter. Zum Scheuern gab es Sand und den Piassavabesen, alles musste rucki-zucki gehen.
Bei Sand, kam immer meine Erinnerung an das Sandschleppen auf der "Potsdam", meinem ersten Schiff auf dem Weg zum Kapitän.
Im Wasserstrahl leuchtende Algen, ein Wunder der Natur.

Wir Jungs wurden auf Trab gehalten. Wenn die Länge der Schläuche seemännisch Darm genannt endeten, dann "hurry up" zum nächtsen Hydranten. Ein dreihundert Meter Schiff hat die entsprechenden Decks und davon mehrere. Schnelligkeit war alles.

Aus "Die Bremen kehrt heim" Hanns Tschira




Dank Herrn Storz, der die Storz-Kupplung erfand, ging der Schlauchwechsel fix von der Hand. Später auf englischen Schiffen, auf denen ich fuhr, waren die Kupplungen noch mit zeitraubendem Schraubgewinde ausgerüstet.

Uns gehörte das ganze Schiff, abgesehen von der Plackerei ein herrliches Erlebnis.
Ein einsames Schiff rauschte durch die Nacht über den Atlantik. Bei Nieselwetter, genannt "Schmutt" (Alter Seglerspruch: "Westenwind un Schmutt, bringt den Seemann an de Kutt!"), die vom Seewasser geschwängerte Natur. Man atmete Salz und Jod.
Leider rief die Pflicht, es fehlte die Zeit. Waren die Decks geschrubbt, war eigentlich daddeldu, Feierabend. Dann kam unsere Spezialaufgabe, auf dem Promenadendeck musste noch "entsalzt" werden.

So vergingen die Tage gleichmäßig mit den Routinearbeiten der 12-4 genauso wie der 0-4 Wache vom Ausgang Englischer Kanal bis zu den Neufundlandbänken und zurück.

Die Passagiere hatten außer Bremerhaven und New York auch noch die Zu- oder Ausstiegs-möglichkeiten in Southhampton und Cherbourg.
In Southhampton brachte sie ein Tender als Zubringerschiff ans Schiff. Der Tender hatte den schönen Namen "Greetings" ex "Grüß Gott". Dieses "kleine Bötchen" ist nach dem 1. Weltkrieg eine Reparationszahlung an Großbritannien gewesen.
In Cherbourg legten wir am Kai an.

Dieser Kai ist erwähnenswert, weil ein schneidiger Kapitän, auch das gab es beim Lloyd, vor meiner Zeit mal ein halbes Dutzend Hafenkräne außer Betrieb setzte. Mit der Brückennock nahm er beim Ablegen diese Kräne "mit". Die Nock ist eine Art Balkon an der Kommandobrücke, um den Blick nach achtern und vorn frei zu haben, aber nicht um Kräne abzurasieren.
Passiert war es, weil es wie immer um Zeit ging, Schnelligkeit und Pünktlichkeit waren das Wichtigste.
Auch wenn mal ein paar Kräne im Weg waren und auch bei jeder Wetterlage, wie der nächste geschilderte Vorfall, auch vor meiner Zeit, zeigt.
Langsame Fahrt gab es nicht, so fand ein Kaventsmann, ein riesige Welle Ihren Weg zum Wintergarten, unter der Kommandobrücke gelegen. Die Fenster zerbarsten, Palmen und Inventar spülten auf das Deck. Da reichten dann wohl nicht Schlauch, Sand und Besen um Ordnung zu schaffen.
Nicht einmal ein Streik der New Yorker Schlepper und Hafenarbeiter konnte den Lloyd aufhalten. Es war eine seemännische Glanzleistung die Bremen ohne Hilfe an die Pier zu bringen. Sogar die New Yorker Zeitungen berichteten darüber. Einziger Kommentar des Kapitäns: "Der Lloyd ist pünktlich!"

Den Blick hatte man beim Einlaufen in New York:

Aus "Die Bremen kehrt heim" Hanns Tschira

























Montag, 19. Mai 2014

Bremerhaven - New York - Bremerhaven = Routine

Wer glaubt, dass das Meer für den Seemann die größte Gefahr ist, der irrt. Es ist die Werftliegezeit. Überall irgendwelche Löcher, Geländer fehlen, Schweißflammen (bloß nicht reingucken) und Kabel ohne Ende.
Nicht nur auf dem Boden, auch aus Wänden und Decken bedrohen sie den Seemann, der nur raten kann, ob in den Strippen Strom ist oder nicht.

Auch wenn wir schon an der Columbuskaje lagen wurde noch an jeder Ecke gewerkelt. Auf dem Weg durch den Kanal wurden noch die letzten Strippen versteckt und die letzten Nägel eingeschlagen, bevor dann in Cherbourg endgültig die letzten Werftarbeiter von Bord gingen.

Wieder hatte ich 12-4 Wache. Hier war ich ja schon routiniert. Nur war das zu putzende Messing auf der Bremen noch mehr, es wurde auch wie gehabt gepinselt. Dieses blieb auch alle weiteren Fahrten so.

Gut dass ich so trainiert war, der Bootsmann kontrollierte nämlich scharf, ob das Ebenholz etwas Poliermittel abbekommen hatte. Warum mussten bloß alle Türgriffe aus Messing sein. Dann hatte er auch ein Auge darauf, ob noch Passagiere auf Deck lagen.
Der Norddeutsche Lloyd achtete nämlich darauf, dass diese weder von Poliermittel, Farbgeruch oder arbeitendem Personal gestört wurden.
Dieses Problem erledigte sich mit dem Abendbrothunger meist von selbst. Oft wurde gehofft, dass sich der Magen, der letzten im Deckstuhl schlafenden Dame meldete. Banales Wecken war beim NdL verpöhnt. Bei Nebel half oft die Dampfpfeife nach, aber es war ja nicht immer Nebel.
Manchmal kam der Kommentar vom Bootsmann: "Die geht nicht zum Essen, die ist fett genug:"
Damit wir überhaupt arbeiten konnten sondierte der Bootsmann ständig die Decks nach passagierfreien Zonen, dort wurden dann schnell die letzten Pinselstriche oder Polierarbeiten erledigt.
Gepinselt wurde nur aus kosmetischen Zwecken und für die Visiten diverser Offiziere. Nicht Einsehbares wurde vernachlässigt und rostete bis zur nächsten Werftüberholung so vor sich hin.

Viel seemännische Ausbildung stand in der Zeit nicht auf dem Programm.

Immer wenn Passagiere das Deck anders bezeichneten, wie z.B. Balkon oder Terrasse, tauchte die Geschichte von dem Überfall eines Matrosen auf eine hochgestellte amerikanische Lady auf.
Die sich wie folgt zutrug: Die Lady betrat das Bootsdeck und rief ihrem Begleiter zu: "Ich gehe über Bord!" Das wussten ein paar starke Seemannsarme augenblicklich zu verhindern.
Die Lady war mehr erstaunt, als erbost. Nur ein Missverständnis, alles klärte sich auf, es gab keine diplomatischen Verwicklungen.
Für den "Retter" wurde von der Lady ein Flasche Whiskey beim Zahlmeister deponiert. Ablieferung aber erst in Bremerhaven.
Lloydschiffe waren für die Mannschaften alkoholfreie Zone. Wobei Bier nicht zum Alkohol zählte.
Es gab eine mannschaftseigene Bar, an der mit zugeteilten Biermarken gezahlt wurde. Für uns Jungs gab es rote und grüne Brause.

Aktuell

Am 6. April war ich, eingeladen vom Heimatverein Dieburg, zu der Herausgabe des Jahresbuches gereist. Der Grund dafür war, ein Beitrag von mir zum Gefängnis in Dieburg, in dem ich von
1943 - 1945 inhaftiert war, damals war es das Lager Rodgau. Zu gegebener Zeit kommt der genaue Bericht dazu.

 

Und alles wiederholt sich:


 
 
 
 
Quelle: https://www.fuchsbriefe.de/
 
 

Ahnen

Auf Grund des Feedbacks hier noch ein bisschen Ahnenforschung.
 

 







 Hier kommt jetzt meine Linie dazu:


 
Hier noch etwas zum Ahnenschwund, extrem theoretisch, deswegen unbedingt den Link am Ende beachten. Eine wirklich launige Erklärung:
 




 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
 


Freitag, 2. Mai 2014

Vorort von New York und eine Adresse in Hoboken

Langsam landfein gemacht, morgen geht die Bremen ins Dock. Waschen, schneiden und föhnen, d.h. Muscheln und Rost entfernen und "pönen". Für mich gab es vom Bootsmann keine Einteilung.
Meine ersten freien Tage nach langer Zeit, ich werde sie genießen.

Von Bord durch die Schleusenstraße, rechts in die Kaiserstraße an der nächsten Ecke ein Eiscafe. Zwei Häuser davor saßen in der Kneipe "Halt einen nehmen wir noch" etliche Kollegen. Ich genehmigte mir einen riesigen Eisbecher. Hatte in Gedenken an die früheren 5-Pfennig-Portionen einen riesigen Nachholbedarf. Schön wieder zu Hause zu sein.

Es roch nach Fischereihafen, es gab viel zu erzählen, gut geschlafen, gut gefrühstückt. Meine ehemaligen Freunde saßen in der Schule. Aus der Ferne hörte ich schon mal die Schulklingel. Alles war soweit weg, doch es stellte sich auch etwas Wehmut ein.

Vor der nächsten Fahrt bekam ich, bei einem Treffen mit meinem ehemaligen Schulfreund Adolf Heitmann, einen "Auftrag". Ich sollte seiner Tante in New York, eine Schallplatte "Wo die Nordseewellen trecken an den Strand" (im Original Ostseewellen) überbringen.
Ein Begleitbrief  nannte mir den Weg nach Hoboken:

"Wenn Du in New York bist, dann rufe bitte an: Hoboken 3-2878. Von der Pier gehst Du rechts an bis zur 42. Straße, dort nimmst die Fähre 42. Straße nach New Jersey. Dann nimm den Bus Hoboken bis Parkavenue 3009."

Wir dockten aus, an die Kolumbuskaje zum Ausrüsten und um die Passagiere aufzunehmen.

Ein Schiff wie die Bremen ist wie eine Stadt, die jedes mal entleert und wieder aufgefüllt wird.
Das Beobachten der Anlieferung der tausend Dinge ist immer eine Schauspiel.

Die Ankunft der Passagiere am "Bahnhof am Meer" einzigartig! Die Passagiere steigen aus dem einen Verkehrsmittel, der Eisenbahn in das nächste, den großen Überseeliner. Vom letzten "Dorf" vor New York, von Bremerhaven, to next Station, New York. Bremerhaven, ein Vorort von New York.

Hier der Beweis:

https://www.google.de/maps/preview/uv?hl=de&pb=!1s0x47b6b050f3a54e33:0xbb1fc6a4169b41cb!2m5!2m2!1i80!2i80!3m1!2i100!3m1!7e1!4shttp://www.panoramio.com/photo/9369981!5sletzte+kneipe+vor+new+york+-+Google-Suche&sa=X&ei=Z8BjU_XSHeT8ygO0v4HQCA&ved=0CKsBEKIqMAo


Die Kolumbuskaje:




























Viel Abschiedstränen sind hier schon geflossen. Man denke nur an die Tausende von Auswanderern der letzten Jahrhunderte. Eine Reise ohne Wiederkehr. Sie alle verließen die Heimat, die ihnen nichts mehr bieten konnte. Ein Bevölkerungsschwund ein Aderlass sondergleichen.

Mancher Landesherr versuchte Auswanderung nur mit Genehmigung zuzulassen, zum Teil sogar zu untersagen. Manch einer wurde auch, weil unliebsam mit Geld versehen, abgeschoben.
"Kommst Du zurück, kommst Du in den Knast!"

Nach 1848 (Paulskirche) verließ aus politischen Gründen viel Intelligenz die Heimat. Als Farmer getarnt erschlichen sie die Einwanderung. Nur zum "Farming" taugten sie nicht viel. Man nannte sie, weil viele Studierte waren "die Latin-Farmer".
Nicht lange, dann beherrschten sie im kleinsten Dorf die Presse oder wurden Banker, Doktoren oder Juristen.

Bremerhaven steht in der Tradition der Auswanderung an erster Stelle. Man baute für den Aufenthalt, für das Warten auf den Segler, ein Auswandererhaus und erließ Verordnungen zum Schutze dieser "Verlorenen".

Auswandererhaus 1850. Heute Teil der Hochschule Bremerhaven. Aus "Das große Bremen-Lexikon"

























Die Ärmsten wurden damit zu einem Wirtschaftsfaktor. Sie wussten noch nichts von den wochenlangen Strapazen auf den "Nussschalen" von Seglern. Die Hoffnung auf das gelobte Land ließ die Menschen viel Ertragen.

Noch eine Hürde Ellis Island, die Einwanderungsbehörde hatte das letzte Wort.

Es hält sich nachdrücklich ein Gerücht: "Alle, die man von Ellis Island, wegen Geistesschwäche oder sonstiger Gebrechen zurück schickte, siedelten mit allen Folgen der Gene im Bremer Land."


Noch ein paar Segler:













































Und wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, dem kann ich nur wärmstens empfehlen,
dieses hier nicht zu verpassen:









Donnerstag, 24. April 2014

Kap Hoorniers und Heimfahrt

Von den sogenannten Kap Horniers werden wohl nicht mehr viele am Leben sein. Eine Vereinigung zuerst nur Kapitänen vorbehalten, wurden dann auch einfache Seeleute mit später erworbenem Kapitänspatent aufgenommen.






































http://www.berliner-zeitung.de/archiv/die-betagte-bruderschaft-der-kap-hoorniers-trifft-sich-zum-letzten-mal-das-traurige-ende-einer-epoche,10810590,10086738.html

Persönlich bekannt waren mir noch Kapitän Dee und Kapitän Hundsdick.

Der Welt größter Segler war die Preussen. Erbaut 1902 auf der Tecklenborg Werft Bremerhaven. Mein Großvater war dabei, er verstarb 1904 nach einem Unfall auf der Werft.



Während sich hier auf der südlichen Halbkugel der Winter ankündigte, erwartete uns in Europa der Sommeranfang 1939.
Auf einiges hätte man in diesem Jahr verzichten können:






























Heimreise, wie bei der Ausreise nur in anderer Reihenfolge: Kap "Finster" und Landsend, englischer Kanal, dann die Wegweiser auf der Aussenweser, Roter Sand, Hohe Weg, Wremer Loch.

Dann hieß es "turn to" für alle Wachen, das bedeutete festmachen an der Columbus Kaje, Bremerhaven.


























Wieder zurück in der Heimat, mit etwas Wehmut, Abschied von einer schönen Reise. Auf der Brücke wird es für das Logbuch heißen: "Ende der Seereise." Eine Reise ohne Option auf Wiederholung, was zu dem Zeitpunkt aber noch keiner wusste.

Der Alltag hatte uns wieder. Schluss mit lustig, aus mit "La Cucaracha", "Oh Rio Rancho Grande" und die Steelbands der Bermudas mit "Gimmi Dollars, gimmi Quarters, gimmi Cents".

Noch ein Tag mit Trubel, die Passagiere gingen winterlich gebräunt von Bord und wurden von den Freunden und Abholern bestaunt.
Eilig hatte es die Besatzung, in den nächsten Tagen werden wohl einige Rollos geschlossen bleiben.

Löhnung, Abrechnung im Zahlmeisterbüro. In der Messe warteten schon die Freilagerhändler Graue und Varoga. Der Einkauf von der Ausreise musste nun berappt werden.

Dann eine gespenstische Ruhe im Schiff. Ich ließ mir Zeit, genoss die Ruhe und freute mich auf die Spezialität aus der Küche. Für die Leute an Bord, die noch eine Funktion hatten, gab es ein Phantasieessen: Kusch-Kusch auf deutsche Art. Das waren alle Reste der letzten Tage. Fleisch von allen essbaren Tieren, alle Gemüsereste, viel Zwiebeln, gewürfelte saure Gurken und was dem Koch sonst noch in die Finger fiel. Dazu die köstlichen Bratensoßenreste und dazu Bratkartoffeln, ich war begeistert.



Noch ein paar Seglerberichte:





Dienstag, 15. April 2014

Die Südamerikareise war überwältigend. Die Eindrücke verwischen sich in der Erinnerung. Was war in Buenos Aires was war auf den Bermudas? Ich versuche hier einiges zuzuordnen.

So denke ich, dass Argentinien sich in kulinarischer Form in meinem Gedächtnis verankert hat. Diesen Riesensteaks, die nicht auf den Teller passten und nach "Pampas" schmeckten, müssen einfach argentinisch gewesen sein.

Von den Bermudas habe ich für meine Nase, den besten Duft, die reinste Luft noch im Gedächtnis. Die Ohren waren in Gefahr abzufallen, denn der Hafen war voller Steelbands.

Einen Landgang in Kuba habe ich leider aus Geldmangel verpasst, aber in meiner Erinnerung roch es dort nach Bananen, Rum und Zitronen. Letztere  waren hier nicht wie gewohnt gelb, sondern grün und hießen Limonen. Hieraus entstand mit viel Rum ein herrliches Gesöff und nannte sich Daiquiri.

Die Limonen standen vor langer Zeit Pate für den Spitznamen der britischen "Saylors" der königlichen Marine. Man hatte heraus gefunden, dass der Saft von Limonen (engl. lime) die Mangelkrankheit Skorbut verhindert. Versorgt mit limes ging die englische Marine auf Fahrt und verhinderte so zum Beispiel den durch Vitaminmangel bedingten Zahnausfall. So ausgerüstet hatten sie dann auch den Namen "Limies" weg. Der später dann allgemein für Briten benutzt wurde, jedoch eher abfällig.

Die Landgänger schwärmten von der Two Brothers Bar in Havanna. Hier gab es wohl den besten Daiquri. Ebenfalls erzählten sie von einem Getränk, dass man Floating Timber nannte. Das nicht gerührt werden durfte, sondern geschüttelt werden musste. Serviert wurde es mit einer auf einen Zahnstocher aufgespießten Olive (stuffed olive). Nachgeschenkt wurde solange bis man den Zahnstocher brach und in den letzten Drink legte, daher "Floating Timber".

Verabschiedet wurden wir immer und überall mit Musik, meist landestypisch. Auf der Südamerikareise wurde dann auch irgendwann "La Cucaracha" gespielt. Wie konnte man der Kakerlake, eines der größten Übel der Seefahrt, ein Lied widmen? Besser schon die Bettler-Ballade: "Gimmi Dollars, gimmi Quarters, gimmi Cents".

Nach "rund um Südamerika" waren wir wieder in "heimischen" Gewässern, im Atlantik. Irgendwie müssen wir wieder über den Äquator gerutscht sein. Kurs Heimat.

Alle schwärmten von den Erlebnissen dieser Reise, es war überwältigend, vor allem für alle, die zum ersten Mal in diesen Breitengraden unterwegs waren. Nur die "Alten Haudegen" der Besatzung hatten die Ruhe weg. Wenn etwas von ihnen kam, war es meistens ein Vergleich mit der Zeit, als sie mit dem Segelschiff um Kap Hoorn mussten. Alte Geschichten aus der Zeit waren sowieso das Hauptgesprächsthema.

Hier noch ein paar Bilder aus einer privaten Sammlung: